Die Seuche

Zeitreise-Bericht der 10c am Gymnasium „J. G. Herder“ Merseburg vom 8. bis 9. Juli 2021

Deutschland im Jahr 2040: Corona war nur der Anfang.

Wir dachten, wir hätten es überstanden: 2030 wurde die Corona-Pandemie endlich für beendet erklärt. Alle Welt jubelte. Doch wir haben uns zu früh gefreut. Die nächste Pandemie stand uns bevor.

Die Appropinquando-Seuche schlug hart und erbarmungslos zu. Innerhalb von nur wenigen Jahren sind in Deutschland 15 Millionen Menschen daran gestorben. Die Gesundheitssysteme, die nach dem Ende von Corona wieder kleingespart worden sind, waren von Anfang an hoffnungslos überlastet.

Die Wirtschaft ist völlig zusammengebrochen. Eine hohe Inflation und ein Mindestlohn sorgten dafür, dass alle Einkommen zwar nahezu gleich sind, aber auf einem sehr niedrigen Level. Die Währungsreform – es wurde der „Luna“ eingeführt – half auch nichts.

Die Politik sieht zwar auf den ersten Blick vielfältig aus, da es fünf Parteien gibt. Diese machen jedoch alle gemeinsame Sache und sind kaum voneinander unterscheidbar. Die Menschen sind wütend auf die Politik und gehen immer öfter auf die Straße, um zu protestieren.

Eine Hoffnung gibt es in all diesem Horror: Neugeborene bilden gewisse Antikörper, die gegen die Seuche immun machen. Das nützt jedoch allen anderen wenig. Auch dadurch ist die Stimmung in der Gesellschaft immer mehr am Kippen.



Eine Szene, die sich im Jahre 2040 zugetragen hat…

1. Akt: Nachrichtensendung

 Handelnde Personen:  

  • Walter Mauser – Moderator  
  • Tim Konnart – Bürger  
  • Valentin Haus – Politiker  

Die Nachrichtenmelodie ertönt. Im Studio steht der Moderator Walter Mauser. Neben ihm sitzen sich zwei Männer auf Stühlen gegenüber.

Walter Mauser: Guten Abend, meine Damen und Herren! Mein Name ist Walter Mauser und ich präsentiere die 18-Uhr-Nachrichten. Heute haben wir eine wichtige Diskussion vorbereitet zwischen Tim Konnart, einem besorgten Bürger, und dem bekannten Politiker Valentin Haus. Herr Konnart, sagen Sie uns bitte, wieso sind Sie heute hier?

Tim Konnart: Ich finde unsere Lebensumstände einfach erschreckend. Die Seuche tötet die Menschen und die Politik macht nichts dafür, dass es besser wird. Ich wollte fragen, wie es so weit kommen konnte.

Valentin Haus: Ich und meine Partei tun alles dafür, den Menschen das Beste zu bieten.

Tim Konnart: Aber es kann nicht sein, dass ich den ganzen Tag arbeite und am Ende genauso viel bekomme wie Sie, und ich sehe, im Gegensatz zu Ihnen, auf Arbeit jeden Tag die Angst der Menschen. Vor der Zukunft, vor den nächsten Monaten, Wochen, Tagen. Vor dem Tod!

Valentin Haus: Ich kann ja nichts dafür, dass so viele Menschen durch die Seuche sterben. Es ist nicht unsere Schuld, dass die Seuche entstanden ist.

Tim Konnart: Aber Sie hätten mehr für das Gesundheitswesen tun und mit dem Geld besser umgehen können!

Valentin Haus: Dafür gibt es Spezialisten, zu denen gehöre ich nicht.

Tim Konnart: Und wofür sind Sie dann Spezialist?

Valentin Haus (aufgebracht): Das steht doch gerade überhaupt nicht zur Diskussion! (steht auf)

Der Moderator geht dazwischen.

Walter Mauser: Sie sehen, meine Damen und Herren, es entwickelt sich eine hitzige Diskussion. Bevor wir weitermachen, kurz jedoch ein Seuchen-Wetter-Update.

Hinter ihm erscheinen bunte Graphiken.

Walter Mauser: Die Seuchennews: Heute gibt es 35.417 Neuinfizierte. Das bringt uns zu einer Gesamtzahl von über 41 Millionen, also gut die Hälfte unserer Bevölkerung. An der Appropinquando-Seuche sind heute leider 2.953 Menschen in unserem Land gestorben. Die Gesamtzahl an Toten ist damit auf über 15.100.000 gestiegen.

Eine Deutschlandkarte mit Wettersymbolen erscheint.

Walter Mauser: Nun das Wetter für morgen, den 01.08.2040. An der Küste kommt es zu Schauern und niedrigen Temperaturen zwischen 15 und 17 Grad. Im Süden und Osten bleibt es warm und trocken bei bis zu 24 Grad.

Die Deutschlandkarte verschwindet.

Walter Mauser: Nun zurück zu unserer Diskussion.

Er geht zurück zu den Gästen, die sich nun weiter streiten dürfen.


2. Akt: Silvester

 Handelnde Personen:  

  • Udo – Opa  
  • Leo – Pfleger  
  • Patrick – Sohn  

Silvester bei Udo zuhause. Sein Pfleger Leo schiebt Udos Rollstuhl an das Fenster, wo Patrick, Udos Sohn, schon sitzt und hinausschaut.

Udo: Ach ja. Damals, 2014, so ein schönes Jahr. Ich habe meine Frau kennengelernt, Deutschland wurde Weltmeister gegen Brasilien und das Feuerwerk an Silvester beim Brandenburger Tor war einfach ein Traum.

Leo: Ach Udo, hör doch auf zu träumen, sonst gibt es wieder andere Medikamente.

Patrick: Leo, lass doch meinen alten Herrn träumen. Seit er vor zwei Jahren seine Frau an die Appropinquando-Seuche verloren hat, ist er nicht mehr derselbe. Er ist alleine und traurig und sucht Trost in der Vergangenheit.

Leo: Aber er soll ja in der Realität bleiben.

Udo: Wie groß wird das Feuerwerk eigentlich dieses Jahr?

Patrick: Papa, es gibt kein Feuerwerk mehr. Die Politik hat Feuerwerk verboten. Ich verstehe nicht, warum sie uns keinen Spaß gönnen, aber es ist halt so. Außerdem hätten wir ja nicht einmal das Geld, um uns ein Feuerwerk zu leisten. Aber ich erinnere mich noch an die Zeit, als es noch Feuerwerk gab.

Udo: Ich auch. Der Himmel erleuchtete bunt in allen Farben… (schaut verträumt in die Ferne) Schön, dass ihr bei mir seid.

Patrick: Ach, Papa.

Patrick geht zu Udo und umarmt ihn. Leo steht daneben und lächelt.


3. Akt: Im Krankenhaus

 Handelnde Personen:  

  • Dr. Neustadt – Arzt  
  • Dr. Fels – Arzt  
  • Dr. Gras – Arzt  

Dr. Gras und Dr. Fels machen gerade eine Pause und trinken Kaffee. Dr. Neustadt kommt dazu.

Dr. Fels: Na, Herr Dr. Neustadt, haben Sie es auch endlich in die Pause geschafft?

Dr. Neustadt: Ja, endlich. Ich musste gerade noch bei einer Entbindung helfen. Es war schon die vierte heute. Und gleich muss ich zu noch einer.

Dr. Gras: Ja, die Geburtenzahlen sind einfach in die Höhe geschossen. Dadurch, dass nur Neugeborene Antikörper gegen die Seuche bilden, gibt es einen enormen Geburtenschub.

Dr. Neustadt: Die neuesten Zahlen sagen, dass die Geburtenrate um etwa 20 bis 30 Prozent gestiegen ist, alleine in den letzten drei Jahren!

Dr. Fels: Die letzten Jahre waren aber auch wirklich hart und anstrengend. Eigentlich kann es nur noch besser werden.

Dr. Gras: Ich glaube nicht, dass es besser wird. Die Leute sehen jeden Tag, was die Seuche anrichtet. Alleine heute wieder über 35.000 Neuinfektionen. Die Menschen befürchten, sterben zu müssen, da nur die Neugeborenen wirklich immun werden können…

Dr. Neustadt (braust auf): Und die Regierung investiert immer noch nicht genug in das Gesundheitssystem! Es fehlt einfach an allen Ecken und Enden. Und das in einer Pandemie! Als hätte man aus Corona gar nichts gelernt.

Zustimmendes Nicken der beiden Anderen.

Dr. Gras: Es gibt auch immer mehr Verletzte durch die Großdemos, die schon lange nicht mehr friedlich sind. Zu viele Menschen sind unzufrieden mit der Politik…

Ein Piepen ertönt.

Dr. Fels: Meine Güte, neue Verletzte wurden gerade eingeliefert. Da müssen wir schnell hin, Herr Dr. Gras!

Dr. Gras: Alles klar, los geht’s!

Dr. Neustadt: Ich muss auch wieder in den Kreissaal. Ein immuner Mensch wartet darauf, auf die Welt zu kommen!

Die drei eilen in zwei verschiedene Richtungen. Die Arbeit wartet.