Alles ist gut, oder?

Zeitreise-Bericht einer 10. Klasse des CJD Droyßig vom 03. bis 04. September 2020

Deutschland im Jahr 2040: Alles ist gut, oder?

Die soziale Situation ist im Vergleich zu vor 20 Jahren nicht wiederzuerkennen:
Die Schere zwischen Arm und Reich wurde in den letzten Jahren fast geschlossen, indem einerseits die Steuern für Großverdiener und Vermögende schrittweise erhöht worden sind und andererseits Zuschüsse für die ärmere Bevölkerung ausgezahlt wurden und werden. Der Staat vergibt viele Bildungsstipendien, um gleiche Bildungschancen für alle zu garantieren, unabhängig vom sozialen Hintergrund. Alle können somit zu den gleichen staatlichen Schulen gehen, die durch hohe Bildungsinvestitionen ein hohes Niveau haben. Zudem werden Bürgern, die sich sozial engagieren, wie z. B. in wohltätigen Vereinen, Vorteile eingeräumt.

Ein weiteres Hauptanliegen der Politik ist der Umwelt- und Klimaschutz, was die Zufriedenheit der Bevölkerung ebenfalls erhöht hat. Durch naturnahe Erholungsgebiete in den Städten, in denen auch lokal Obst und Gemüse angebaut werden, verbesserte sich die Lebensqualität der Bevölkerung. Menschen, die früher aus unterschiedlichen Schichten kamen, wohnen nun in denselben Nachbarschaften. Einen Grund für Sozialneid gibt es nicht mehr.

Es entstanden neue Technologien, wie das Hoverboard und Paketdrohnen. Auch in den Schulen hat die technologische Entwicklung viele Neuerungen gebracht und vor allem ein individuelles Lernen in der Praxis möglich gemacht.

Ein Problem scheint es lediglich bei der Arbeitsmoral der Bevölkerung zu geben: Da die Bürger unabhängig von ihrer Arbeitsleistung durch staatliche Unterstützung ein gutes und bequemes Leben führen können, fehlt manchen die Motivation zu arbeiten. Somit entsteht in dieser scheinbar so heilen Welt eine neue Gefahr für den Wohlstand aller.



Eine Szene, die sich im Jahre 2040 zugetragen hat…

1. Akt: In der Schule

 Handelnde Personen:  

  • Herr Dieter Neitz – Lehrer  
  • Herr Dr. Prüfer – Lehrer  
  • Herr Kaspersky – Schulleiter   

Im Schulflur. Die zwei Lehrer Herr Neitz und Herr Dr. Prüfer unterhalten sich, da kommt der Schulleiter Herr Kaspersky dazu.

Herr Dr. Prüfer: Guten Tag, Herr Direktor!

Herr Kaspersky: Guten Morgen Kollegen! (an Herrn Neitz gewandt) Dieter, ich habe dir dein neues Tablet mitgebracht. Damit kannst du jetzt auch Hologramme benutzen.

Herr Neitz: Vielen Dank, das wäre doch nicht nötig gewesen. Ich hätte es mir auch selber abholen können.

Herr Kaspersky: Ach was, das lag sowieso auf meinem Weg. Außerdem ist es mir wichtig, dass alle meine Lehrkräfte immer mit der neuesten Technik ausgestattet sind. Jeden Tag ein Stückchen besser, wie ich gerne sage.

Herr Dr. Prüfer: Das ist richtig, so bleiben wir relevant! Wisst ihr noch, Kollegen, als wir selbst noch in der Schule waren, im Jahr 2020, als Corona aufgekommen ist, da hatten wir im Klassenraum noch einen Polylux.

Herr Neitz (muss lachen): Polylux! Hahaha, stimmt! Und die Lehrer haben sich immer so schwer getan mit diesen Smartboards… Ja, und heute müssen wir Lehrer alle sechs Monate zur Weiterbildung, um die neuesten Technologien kennenzulernen. Damit wir diese den Schülern näherbringen können.

Herr Dr. Prüfer: Das finde ich aber auch richtig, denn somit haben die Schüler die besten Möglichkeiten zu lernen, und sind gut vorbereitet auf das Leben außerhalb der Schule. (schaut kurz abwesend) Mein Tablet meldet mir gerade ans Sehimplantat, dass ich jetzt Vertretung in der 11b habe. Also bis später Kollegen, tschüss! (geht ab)

Herr Kaspersky (in Gedanken versunkend): Wenn ich mich jetzt so zurückerinnere, denke ich, dass die wichtigste Neuerung in der Schule gar nicht die ganze Technik ist. Viel wichtiger ist die heutige Gleichheit bei den Bildungschancen. Eine Schule für alle, mit individuellen Lernzielen und Möglichkeiten zur freien Entfaltung der Persönlichkeiten. Das gibt es alles erst durch die Investitionen der Regierung in den letzten Jahren.

Herr Neitz: Da haben Sie Recht, das gab es so in unserer Schulzeit noch nicht. So, ich muss dann auch zum Unterricht. Schönen Tag noch, Herr Schulleiter!

Herr Neitz eilt davon, während Herr Kaspersky wehmütig durch den Schulflur schreitet und sich alle Neuerungen der letzten Jahre durch den Kopf gehen lässt. Vorbeitollende Kinder grüßt er freundlich.


2. Akt: Im Park

 Handelnde Personen:  

  • Drei Freunde:
    • Gustav  
    • Ingo  
    • Katrin  

Die drei alten Freunde Gustav, Ingo und Katrin treffen sich im Stadtpark auf einer Bank.

Gustav: Ach, wie schön, dass wir mal wieder so zusammenkommen. Das Wetter ist auch genau richtig, nicht zu warm, nicht zu kalt, ach wie schön Leute.

Katrin: Ja, das hätten wir schon länger mal machen sollen.

Ingo: Wie findet ihr eigentlich diesen Park? Ich finde, er ist eine schöne Abwechslung zu den Büros.

Gustav: Ja, ich bin echt froh, dass der Staat sowas überall im Land ermöglicht. Er investiert viel in naturnahe Parks und Grünanlagen. So können wir uns entspannen und die Umwelt und das Klima werden geschont.

Katrin: Ich stimme dir zu, es hat sich viel getan in den letzten Jahren in Sachen Umwelt- und Klimaschutz. (deutet nach oben) Oh, seht mal, eine Paketdrohne.

Ingo: Das war ja auch eine tolle Erfindung. Vor 20 Jahren waren die noch eine Rarität und jetzt sind diese Drohnen überall: So werden die Postboten entlastet und das Klima geschont.

Gustav: Wirklich eine Win-Win-Situation! Wollen wir dann langsam mal essen gehen?

Katrin (begeistert): Au ja, ich habe gelesen, dass es heute einen Gemüsequiche mit Gemüse aus diesem Park gibt. Ich liebe lokales Essen.

Ingo (nickt): Früher hätte ich auch nicht gedacht, dass es so vielfältig sein kann.

Die drei Freunde stehen auf und machen sich auf den Weg zum Mittagessen. Dabei überlegen sie, was für Gemüse wohl im Park angebaut wird.


3. Akt: Im Vorgarten

 Handelnde Personen:  

  • Drei NachbarInnen:  
    • Brigitte  
    • Thoralph  
    • Gido  

Früh morgens in der Vorstadt. Brigitte und Thoralph kommen aus ihren Haustüren. Brigitte wirkt sehr unmotiviert.

Thoralph: Guten Morgen Brigitte! Was ist denn bei dir los, du siehst du fertig aus.

Brigitte (mit schlaffer Körperhaltung und leidender Stimme): Morgen Thoralph! Ach weißt du, ich habe heute nicht so richtig Lust auf irgendwas. Ich bin so richtig unmotiviert, ich kann mich gar nicht aufraffen…

Thoralph: Ja, so geht es mir auch manchmal.

Brigitte: Ich habe so wenig geschlafen, weil ich gestern so lange feiern war, und ich habe heute einfach keine Lust auf meine nervigen Kollegen…

Thoralph: Weißt du was, melde dich doch einfach krank, das mache ich auch manchmal.

Brigitte (überlegt kurz): Ja, das klingt eigentlich nach einer guten Idee, das werde ich tun.

Thoralph: Ich meine, wir haben ja eigentlich alles, was wir brauchen. Wozu sollen wir dann noch großartig arbeiten gehen? Wenn man gar keine Lust hat?

Gido geht vorbei und hat die letzten Sätze mitangehört. Nun greift er ein:

Gido (empört): Moment mal, ich höre gerade, du willst nicht mehr arbeiten gehen? Aber denk doch mal daran, was der Staat uns alles ermöglicht hat, durch seine Investitionen und das Angleichen der Bildungschancen. Du selbst hast diese genutzt, hast trotz armem Elternhaus eine professionelle und teure Berufsausbildung gemacht und hast deshalb jetzt einen tollen Job. Du solltest das auch ausnutzen und nicht einfach zuhause abhängen und nichts machen.

Thoralph: Ja, das stimmt, wenn du es so sagst, hast du eigentlich Recht…

Brigitte: Ja, das denke ich auch. Vielleicht sollte ich einfach arbeiten gehen. Der Staat hat schon so viel für uns getan da kann ich auch einfach meinen Teil zum Ganzen beitragen.

Gido: Genau! Wir sollten uns alle zusammenreißen. Unsere Eltern konnten auch nicht einfach zuhause bleiben, wenn sie nicht arbeiten wollten.

Thoralph: Vielen Dank für diese Erinnerung. In diesem Sinne: Los geht‘s!

Die drei machen sich mit frischem Mut auf den Weg zur Arbeit.