Wassermangel

Zeitreise-Bericht der Klasse 10C der Sekundarschule „Adolf Diesterweg“ (SKS) Stendal vom 29. bis 30. September 2022


Deutschland im Jahr 2045

Der Klimawandel hinterlässt immer deutlichere Spuren. Die alljährliche Dürre und die Absenkung des Grundwasserspiegels führen dazu, dass Wasser auch in Europa ein knappes Gut geworden ist. Die Menschen können nicht verstehen, dass 2025 alle staatlichen Wasserbetriebe privatisiert wurden und viele wittern eine Verschwörung der Reichen, die sich dieses strategische Gut rechtzeitig gesichert haben.

Die Politik nimmt die Sorgen und Ängste vieler Demonstrierenden nicht ernst, schwört auf die Selbstregulierungskräfte des freien Marktes und verschärft die Überwachung mithilfe von flächendeckenden Überwachungskameras. Auch im Internet fühlen sich viele Menschen beobachtet – und zurecht.

Viele rechnen damit, dass es bald nicht mehr genug Wasser gibt und der Ausnahmezustand verkündet wird. Und was kommt dann? Wäre das das Ende einer Scheindemokratie, oder können noch genug Menschen davon überzeugt werden, dass das System zu ihrem Nutzen ist?


Eine Szene, die sich im Jahre 2045 zugetragen hat…

1. Akt: Im Supermarkt

 Handelnde Personen:  

  • Damian – Kunde im Supermarkt  
  • Moritz – Kunde im Supermarkt  
  • Herr Schnauz – Filialleiter  

Damian geht heute mal wieder für seine Familie einkaufen. Da kein Tropfen Wasser mehr aus dem Wasserhahn kommt, muss er heute Wasserflaschen kaufen. Er sieht das letzte Sixpack Wasser im Regal und will es gerade greifen, als Moritz, ein weiterer Kunde des Supermarkts, ebenfalls danach greift.

Damian (zuckt zurück): Oh. Entschuldigen Sie bitte, ich wollte gerade dieses Sixpack kaufen.

Moritz (packt fester am Haltegriff): Ja, ich aber auch, junger Mann. Bei mir kommt kein Tropfen Wasser mehr aus dem Hahn.

Damian (nickt und packt ebenfalls fester zu): Ja, wem sagen Sie das?! Bei mir doch auch. Und meine zwei Kinder haben schrecklichen Durst. Bitte überlassen Sie mir dieses Sixpack.

Moritz (schüttelt bedauernd den Kopf): Nee, nee, mein Lieber. Das tut mir leid. Das kann ich nicht tun. Meine Frau liegt krank zuhause im Bett. Sie braucht genauso Wasser wie Ihre Kinder.

In dem Moment kommt Herr Schnauz an den Beiden vorbei und hört die Unterhaltung.

Herr Schnauz (unfreundlich): Na na, meine Herren. Bei uns sind alle Kund:innen gleich.

Er holt ein Teppichmesser aus seiner Tasche und reißt damit die Sixpacktüte auf. Er steckt das Messer wieder ein und drückt beiden Männern je drei Flaschen Wasser in die Hand. Dann geht er pfeifend davon. Moritz und Damian schauen sich an und gehen schulterzuckend zur Kasse.

Diese Szene verlief noch vergleichsweise friedlich. Alle Beteiligten hätten auch ganz anders reagieren können. Vor allem, wenn eine Wasserknappheit so richtig beginnen würde. Aber vielleicht gibt es sie auch schon? Und wer entscheidet dann darüber, wer wie viel Wasser bekommt? Herr Schnauz sicherlich nicht.


2. Akt: Bei den Wasserwerken

 Handelnde Personen:  

  • Frau Spritz – Chefin der Wasserwerke  
  • Frau Aquarius – Angestellte der Wasserwerke  
  • Herr Bademeister – Politiker  

Wie sieht die Situation denn in den Wasserwerken aktuell aus? Wir begleiten die Angestellte Frau Aquarius auf ihre Arbeit in die Wasserwerke. Sie sitzt in einem Kontrollturm, in dem Qualität und Quantität des Wassers gemessen werden.

Frau Aquarius (spricht in ihr Funkgerät): Frau Spritz, bitte kommen, Frau Spritz bitte.

Sie drückt panisch auf ihrem Funkgerät herum. Ein Piepen ertönt und eine Stimme rauscht durch den Lautsprecher.

Frau Spritz (laut): Ja? Was gibt’s?

Frau Aquarius (leicht panisch): Ja, Chefin. Aquarius hier. Ich habe hier ein Notsignal. Der Wasserstand reicht nicht mehr für ein ordnungsgemäßes Abpumpen. Die Versorgung der Stadtwerke kann nicht mehr erfolgen. (rauft sich die Haare) Was soll ich tun?

Frau Spritz (ruhig): Ruhe bewahren, Frau Aquarius. Ich melde mich mit weiteren Anweisungen zurück.

In Frau Spritz‘ Büro

Frau Spritz drückt einen Knopf auf ihrem Funkgerät, um das Gespräch zu beenden. Dann nimmt sie den Telefonhörer und drückt eine Kurzwahltaste. Es tutet kurz. Dann meldet sich eine Stimme.

Herr Bademeister (fragend): Ja?

Frau Spritz (nervös): Spreche ich mit Herrn Bademeister? Wir haben ein Problem.

Herr Bademeister (neugierig): Ach, Frau Spritz von den örtlichen Wasserwerken. Wie schön. Was kann ich für Sie tun?

Frau Spritz (eindringlich): Herr Bademeister, der Notstand ist eingetreten. Die Wasserpumpe kann die niedrige Menge an Wasser nicht mehr abpumpen. Es wird Zeit, der Bevölkerung mitzuteilen, dass der Notstand ausgerufen werden muss.

Herr Bademeister (trinkt gerade einen Schluck aus seiner Wasserflasche und spukt aus): Nein! Aber wir haben Ihnen doch zuletzt noch eine größere Summe zukommen lassen, um den Notstand zu beheben.

Frau Spritz (seufzt): Ich weiß. Aber diese Quelle ist jetzt auch versiegt. Ich muss Ihnen sagen, es gibt kein Wasser mehr.

Herr Bademeister (seufzt ebenfalls): Na, das wars dann wohl. Ich setze mich ab. Kommen Sie mit, Frau Spritz?

Frau Spritz (überfordert): Aber, Herr Bademeister…

Wie wird sich Frau Spritz als Nutznießerin der Wasserprivatisierung entscheiden? Und ist das nun wirklich das Ende der Scheindemokratie?