Albert-Einstein-Universität

Fortschrittliche Technologien, wie Genome Editing, Flugtaxis und Haushaltsroboter, können sich nur die reicheren Bürger leisten. Diese schicken ihre Kinder zwar auf Eliteschulen, doch der Staat stellt zumindest ein einheitliches Bildungsniveau her, indem Lehrer stets parallel an Elite- und Basisschulen arbeiten müssen und die Klassengröße gleich ist. Allerdings: Was die technische Ausstattung und die Anzahl der Klassenfahrten betrifft, sind die Unterschiede groß.

Und dennoch sind die zahlreichen Durchschnittsverdiener nicht unglücklich, denn sie bekommen umfangreiche Zuschüsse und einen kostenlosen Urlaub innerhalb der Europäischen Union. Die Reichen können zwar viel häufiger und auch auf anderen Kontinenten Urlaub machen, doch den Ärmeren geht es deutlich besser. Zumal die Reicheren auch viele Sachen mit den Armen teilen – eine Ellenbogengesellschaft ist das jedenfalls nicht. Der öffentliche Nahverkehr und die Krankenversorgung sind kostenlos. Die Ärmeren stört es wenig, mit Bussen zu fahren und ihren Haushalt selbst zu organisieren, denn sie haben durchaus auch Aufstiegschancen. Dazu fehlt ihnen jedoch oft der Anreiz, da es ihnen materiell recht gut geht.



Eine Szene, die sich im Jahre 2040 zugetragen hat…

1. Akt: Im Stadtzentrum

 Handelnde Personen:

  • Jeremy – Vater von Justus  
  • Justus – Sohn von Jeremy  
  • Danny – Vater von Sophie  
  • Sophie – Tochter von Danny  

Jeremy und Justus unterhalten sich.

Justus: Danke, Papa, dass Du mir das neue iHoloPhone gekauft hast.

Jeremy: Habe ich doch gern gemacht. Wie ist das Ding?

Justus: Total toll, es hat eine Kamera mit krasser Auflösung. Ich habe schon geile Bilder damit gemacht.

Sophie sieht die beiden und wendet sich mit einem betretenen Lächeln an ihren Vater Danny.

Sophie: Papa, bekomme ich auch ein iHoloPhone?

Danny: Du hast doch vom Staat ein tolles Handy bekommen.

Sophie (enttäuscht): Aber das hat nur eine veraltete Kamera ohne 3-D-Fotos, die Batterie ist schwach und es hängt sich immer wieder auf (tritt wütend auf den Boden).

Danny (etwas verärgert): Als ich so alt war, wie Du jetzt bist, da waren diese Smartphones der letzte Schrei. Wirklich, Sophie, sei doch mit dem zufrieden, was Du hast.


2. Szene: Auf dem Spielplatz

 Handelnde Personen:

  • Dr. Albert Einstein 277 – Klon  
  • Dr. Albert Einstein 278 – Klon  
  • Marie – Freundin  
  • Sophie – Freundin  

Dr. Albert Einstein 277 spricht mit seinem Zwillingsklon über den gestrigen Tag.

Dr. Albert Einstein 277: Hast du gestern auch eine Mathe-Spritze bekommen?

Dr. Albert Einstein 278: Ja, klar, wie sollte ich denn sonst das Quadrat von Pi im Kopf ausrechnen. Du bist ja lustig.

Dr. Albert Einstein 277: Hm, ja, stimmt. Ich habe übrigens das DNA-Problem gelöst. Morgen erscheint ein Artikel in der Zeitung.

Dr. Albert Einstein 278: Und ich habe eine noch aerodynamischere Form für die Flugtaxis entwickelt. Wir müssen ja den Reichen etwas bieten, damit sie weiterhin in unsere Uni investieren.

Dr. Albert Einstein 277: Naja, ohne unsere Erfindungen würden die ja noch hinterm – hihi – Mond leben…

Die beiden Zwillingsklone mit ihren weißen Bärten gehen an zwei Jugendlichen vorbei, die auf ihre kleinen Geschwister im Sandkasten aufpassen.

Marie: Was sind denn das für Witzfiguren, die sehen ja voll gleich aus. Sag mal, sah so nicht Albert Einstein aus?

Dr. Albert Einstein 277 (lacht): Sag mal, ihr lest wohl gar keine Holo-Nachrichten, was? Wir sind die Forscherelite des Landes, die die ganzen neuen Technologien entwickeln. Unser Vorfahre ist Albert-Einstein, wir stammen alle von derselben DNA.

Sophie: Sehr lustig, wie sollen wir bitte mit diesen Handys Holo-Nachrichten lesen (grinst Marie an)? Im Ernst, ich habe von diesen Klonen tatsächlich gehört, die ganzen Professoren an dieser Uni sind identisch.

Dr. Albert Einstein 278 (räuspert sich übertrieben laut): Also hört mal, das sind doch nur Äußerlichkeiten.

Sophie (ignoriert ihn): Und diese tollen Technologien können sich doch eh nur die Reichen leisten. Die können sich sogar klonen, um unsterblich zu werden. Und wozu?

Marie: Sollen die doch machen. Solange wir kostenlose Öffis haben und ein Mal im Jahr einen Luxusurlaub genießen können, soll es mir recht sein. Komm lass uns ein Eis essen.

Die beiden gehen mit ihren Geschwistern zum Eisstand. Die beiden Einsteine schauen sich etwas beleidigt an, schütteln den Kopf und beklagen die mangelnde Dankbarkeit der „echten“ Menschen.


3. Akt: vor dem Haus

 Handelnde Personen:

  • Justus – reicher Bruder  
  • Jana – reiche Schwester  
  • Marie – arme Freundin  
  • Sophie – arme Freundin  

Marie und Sophie sitzen vor dem Haus auf einer Bank, als Justus und seine Schwester Jana vorbeilaufen, Blicke auf die beiden Mädchen werfen und sich etwas zuflüstern.

Justus (leise): Was sind denn das für arme Menschen? (Jana schaut ratlos)

Marie: Das habe ich gehört! Wir arm? Wir haben doch alles!

Jana (amüsiert): Was habt Ihr bitte denn schon „alles“?

Sophie (sichtlich beleidigt): Wir können doch einmal im Jahr kostenlos in den Urlaub fahren, egal wohin in der EU für zwei Wochen mit allem Luxus, den man sich nur wünschen kann. Und hier ist der Nahverkehr kostenlos und die Lebensmittel billig. Wo ist Euer Problem?

Marie: Wir bekommen ja auch Prämien, wenn wir uns besonders anstrengen. Dann können wir uns auch mehr leisten. (richtet sich an Jana) Das bekommt Ihr ja wohl nicht, Ihr müsst alles selber bezahlen.

Justus: Haha, aber dafür können wir uns doch so gut wie alles leisten! Wir fliegen so oft wie wir wollen in die Karibik (grinst Jana an). Ach egal, von mir aus. Ich will zwar nicht tauschen, aber wenn Ihr zufrieden seid, soll es mir recht sein. Wenn Ihr was braucht, dann sagt Bescheid, ich kann Euch auch mal was geben.

Sophie (verschränkt die Arme): Pff, brauchen wir nicht. Außerdem ist es doch total langweilig, wenn man sich immer alles leisten kann, da spart man auf nichts und freut sich auch über nichts. (denkt kurz nach und lächelt ein bisschen) Okay, sagen wir einfach, dass jeder eben auf seine eigene Art glücklich ist.

Justus und Jana halten kurz inne, schauen sich an und nicken dann. Mit einem Lächeln verabschieden sie sich und diskutieren beim Weggehen darüber, wie die beiden Ärmeren auch ohne Luxus zufrieden sein können.