Ein Zeitreise-Bericht der Klasse 10A der Sekundarschule „Adolf Diesterweg“ (SKS) Stendal vom 13. bis 14. September 2022
Wir schreiben das Jahr 2045
Die Mehrheit der Bürger gestaltet aktiv die Politik mit, die noch Jahre zuvor für die meisten als unzugängliches Geschäft einer Elite abgetan wurde. Per Losverfahren bestimmte Bürgerräte sind inzwischen fester Bestandteil der politischen Kultur. Die Teilnehmer dieser Räte sind mit den gleichen Befugnissen ausgestattet wie Berufspolitiker und teilen sich die Arbeit mit den gewählten Kreis-, Bezirks- und Landesabgeordneten. Seit 2033 können die Bürger mit angemeldetem Wohnsitz in ihren Landkreisen über die Verwendung ihrer Steuergelder mitentscheiden. Durch diese gelebte Demokratie hat sich die Einsicht durchgesetzt, dass man es nie „jedem immer recht machen kann“ und Kompromisse in der Politik notwendig und nicht immer „faul“ sind.
Jemanden zum Sündenbock für irgendein Übel zu machen, ist „out“, da sich nahezu alle für die Gesellschaft verantwortlich fühlen. Ein Meilenstein ist die 2030 erfolgreich eingeführte „Edemap“ (E-Democracy-App) – kostenfrei und hackresistent, mit der jeder Bürger abstimmen kann. Sie bietet u.a. geprüfte Informationen mit Pro und Contra zu anstehenden Sachentscheidungen, z.B. darüber, ob Steuergelder des für die Schuldentilgung oder eine neue Kita ausgegeben werden.
Zahlreiche weitere Innovationen sind Teil des Arbeits- und Lebensalltags: Über die „Nens“ (New Lens, Kontaktlinsen, die das Smartphone abgelöst haben) sind die Menschen 24h online. „Cots“ und „Capps“ (Care-Bots und -Apps) sind in der Pflege im Dauereinsatz. „Happs“ (Health-Apps) regeln die individualisierte Ernährung, erstellen Diagnosen und kommunizieren mit dem zuständigen Arzt. Unter der Haut integrierte „Pips“ und „Papps“ (Paychips und -Apps) organisieren Zahlungsverkehr und Steuerangelegenheiten. In Umfragen vom März 2045 geben 65% der Befragten an, „Nots“ (Nanny-Bots) zu haben, die überwiegend die Kinderbetreuung übernehmen, 55% erklären, mit einem „BB-Bot“ (Best Buddy-Bot) befreundet zu sein, über 70% offenbaren, mit „Inots“ (Intimate-Bot) in sexuellem Kontakt zu stehen.
Eine Szene, die sich im Jahre 2045 zugetragen hat…
1. Akt: Vorm Bundestag
Die Politiker stellen den Bürgern im Bundestag die „Edemap“ vor. Die Vorstellung wird live übertragen.
Politiker 1: Guten Morgen, wir haben heute etwas Neues zu verkünden.
Politiker 2: Wir stellen Ihnen eine neue App vor. Die „Edemap“, das ist die Abkürzung für „elektronische Demokratie App“. Wenn wir beispielsweise neue Steuergelder vorliegen haben, können wir Ihnen Vorschläge unterbreiten, wie diese Steuergelder genutzt werden. Sie können dann dafür stimmen, was z.B. gebaut werden sollte.
Politiker 1: Genau, also zum Beispiel eine neue Autobahn, Kitas, Restaurants, Schulen, und so weiter.
Politiker 2: Richtig, Sie können die App im Playstore herunterladen. Sie ist kostenlos. So sieht sie aus.
Der Politiker zeigt die Funktionen der App auf einer Präsentation. Alle Bürger schauen gespannt zu.
Politiker 1: Sehen Sie hier. Hier sind die Optionen. Sie können wählen. Dann kommt eine Rückfrage, ob Sie sich sicher sind, dass Sie diese Option wählen wollen.
Politiker 2: In 6 Monaten werden wir uns noch einmal versammeln. Dann können wir über unsere Erfahrungen sprechen und wir werden Ihnen erneut etwas Neues vorstellen.
Man hört zufriedenes Gemurmel aus den Reihen der zuschauenden Bürger.
2. Akt: 6 Monate später
Erneut haben sich Bürger im Bundestag versammelt, um zu erfahren, was die Politik an Neuigkeiten vorzustellen hat.
Politiker 1: Guten Tag. Heute lernen Sie wie versprochen eine neue Erfindung kennen. Und wir werden nochmal über die Edemap sprechen. Fangen wir mit der App an. Bei der Nutzung der Steuergelder kam heraus, dass 60 Prozent von Ihnen dafür waren, dass wir eine neue Schule bauen. Das wird nun auch geschehen.
Politiker 2: Genau, und nun zum Neuen. Etwas ganz Fantastisches und Praktisches. Das hier ist ein Nanny-Bot!!! Und was der kann, zeigen wir Ihnen jetzt. (wendet sich an den Bot) Na, dann sag‘ doch mal etwas!
Nanny-Bot: Hallo. Schön, dass ich mich vorstellen darf. Ich bin der Nanny-Bot. Nennt mich, wie Ihr wollt. Ich sorge dafür, dass es Ihren Kindern immer gutgeht! Ich tue immer mein Bestes. Das Wohl Ihrer Kinder steht bei mir immer an erster Stelle. Ich bin niemals müde, ich bin niemals genervt. Schön, dass ich Sie kennenlernen darf!
Politiker 1: Heutzutage ist es ja schwierig, Zeit für die Kinder zu finden. Bei Schichtarbeit und den vielen Pflichten und Herausforderungen des Alltags. Der neue Nanny-Bot behebt dieses Problem. Er macht nur das, was die Eltern machen würden. Er kann Essen zubereiten, spielen, Geschichten vorlesen, Fremdsprachen spielerisch vermitteln, musizieren, Witze erzählen und vieles mehr!
Politiker 2: Er hat auch eine integrierte Kamera. Das heißt, wenn etwas passiert, bekommen die Eltern eine Benachrichtigung. Sie können natürlich auch jederzeit per Holo-Zoom direkt live dabei sein und schauen, was Ihre Liebsten und der Nanny-Bot gerade tun.
Politiker 1: Genau, und für all jene, die sich den Nanny-Bot nicht leisten können, besteht auch die Möglichkeit sich eine solch praktische Alltagshilfe für nur ausgewählte Tage auszuleihen.
Politiker 2: Das war‘s. Wir verabschieden uns und hoffen, Sie sind mit unserer Arbeit zufrieden.
Viele Bürger nicken zufrieden. Manche starren den Nanny-Bot misstrauisch an. Die Security musste einige davon abhalten, sich den Nanny-Bot gleich mit nach Hause zu nehmen.