Becoming Androids

Zeitreise-Bericht der Klasse 10a des Gottfried-Herder-Gymnasiums Merseburg vom 18. bis 19. Mai 2022

Deutschland im Jahr 2045

Der Klimawandel war nicht mehr aufzuhalten. Eine Natur wie noch in den 20er Jahren existiert nicht mehr. Stattdessen gibt es überall, wo man hinsieht, Technik. So hat besonders die Kybernetik riesige Fortschritte gemacht. Androiden, die dem Menschen immer ähnlicher werden, ersetzen diesen in vielen Arbeits- und Lebensbereichen. Umgekehrt verhalten sich immer mehr Menschen angesichts der Überpräsenz der Androiden wie diese.

Auch das Staatswesen funktioniert mehr und mehr wie eine große Maschinerie, auf die der einfache Mensch kaum noch Einfluss hat. Ein kleine Regierungselite kontrolliert und steuert dagegen die Geschicke der Mehrheit zu ihrem Vorteil, etwa durch Abhörsysteme und Wahlmanipulationen. Während die Politiker in Luxus leben, muss der Rest der Bevölkerung mit dem Nötigsten auskommen und dafür hart arbeiten.

Obwohl die Leute unzufrieden sind, verharren sie meist nur in Lethargie oder Nostalgie. Dies ist sicher auch ein Symptom des Realitätsverlusts, zur dem die Durchtechnologisierung des Alltags geführt hat. Die Menschen haben kaum noch einen Bezug zur Wirklichkeit und zu anderen. Überfordert und vereinsamt fliehen nicht wenige aus dieser Welt.



Eine Szene, die sich im Jahre 2045 zugetragen hat…

1. Akt: In einem Labor im Jahr 2030

 Handelnde Personen:  

  • Professor Dr. Strange –   
    Androidenhersteller  
  • Herr Burek – Minister  
    für Fortschritt und Technik  
  • D1CK – Prototyp eines Androiden  

Professor Dr. Strange, Pionier auf dem Gebiet der Entwicklung von Androiden, bekommt in seinem Forschungsinstitut Besuch von Herrn Burek, dessen Ministerium den Androidenbau finanziert und überwacht.

Prof. Dr. Strange: Herr Minister, herzlich willkommen in unserem Institut!

Minister Burek: Guten Tag, Herr Professor! Machen Sie Fortschritte?

Der Professor führt den Minister in sein Labor, um ihm den Prototyp eines Androiden des Typs D1CK vorzustellen. Der Android steht in einer Art Baugestell und unzählige Kabel und Schläuche ragen aus seinem Körper.

Prof. Dr. Strange (nicht ohne Stolz): Hier, das ist unser erstes, fast fertig gestelltes Modell.

Minister Burek: Sieht sehr, sehr gut aus!

Prof. Dr. Strange: Und so (drückt einen Knopf auf einer Fernbedienung) sieht er in Bewegung aus.

Der Android marschiert auf einem Laufband.

Prof. Dr. Strange: Wie man sieht, funktionieren alle Gelenke wie beim Menschen.

Minister Burek: Echt bewundernswert!

Prof. Dr. Strange: Selbst seine Zehen kann er bewegen.

Minister Burek: Ich bin wirklich sehr, sehr begeistert. Doch eine Frage: Wie läuft es mit der Gestik, Mimik und Kommunikation? Kann ich mich mit dem Android auch unterhalten?

Prof. Dr. Strange (nickend): Also daran arbeiten wir gerade mit Hochdruck. Das größte Problem im Moment ist jedoch der Ressourcenmangel. Aber mit ausreichender finanzieller Unterstützung werden wir unsere Ziele erreichen. Unser Freund hier wird dann sogar mehrere Sprachen sprechen können.

Minister Burek: Okay, dann werde ich mich definitiv für ein größeres Budget einsetzen, damit es endlich vorangeht. Wir wollen ja endlich die Serienreife erreichen und Tausende von Androiden für die ganze Welt produzieren.

Prof. Dr. Strange: Ich freue mich sehr, dass Sie unsere Sache voranbringen!

Minister Burek: Ja, Herr Professor, tolle Arbeit bis hierher! (mit Blick auf den Androiden) Auf Wiedersehen!

Prof. Dr. Strange: Auf Wiedersehen!


2. Akt: Auf einer Baustelle im Jahr 2045

 Handelnde Personen:  

  • Herr Stunk – Bauunternehmer  
  • Bob – Bauarbeiter  
  • D7GK alias Robine –   
    serienreife Androidin  
  • Büroangestellte  

Auf einer Großbaustelle sucht der Bauunternehmer Herr Stunk nach seinem Polier Bob, der schon jahrelang einer seiner wichtigsten und zuverlässigsten Mitarbeiter ist. Er findet Bob gerade mit der Aufsicht über die Verfüllung eines Betonfundaments beschäftigt.

Herr Stunk: Bob, unterbrechen Sie ihre Arbeit! Ich habe Ihnen etwas Wichtiges mitzuteilen. Kommen Sie in mein Büro!

Bob: Äh, klar, Chef!

Im Büro sitzt eine Androidin des Typs D7GK im Sessel des Chefs.

Androidin (mit leicht künstlicher Stimme): Guten Tag!

Bob: Ein Android? Hier auf der Baustelle? Was hat das zu bedeuten?

Herr Stunk: Setzen Sie sich! Ich werde es Ihnen erklären. Robine ist eine Androidin. Sie wird fortan Ihre Arbeit übernehmen.

Bob: Nicht zu fassen, eine Androidin! Die wird ja beim kleinsten Windstoß umfallen.

Herr Stunk: Eigentlich nicht. Ihre Materialien sind sehr robust und widerstandsfähig.

Bob: Das verstehe ich nicht, Herr Stunk!

Herr Stunk: Das müssen Sie auch nicht verstehen. Ihre Intelligenz ist eh niedriger als die der Androidin. Hier, ich habe bereits eine Kündigung vorbereitet, die Sie nur noch unterschreiben müssen.

Bob unterschreibt mit seinem Fingerabdruck und verbitterter Mine das Schriftstück auf dem Tablet des Chefs.

Bob (mit ernster Stimme): Sie werden schon sehen, die Androiden können niemals die ganze Arbeit der Menschen übernehmen .

Androidin (lächelnd): Machen Sie sich keine Sorgen! Ich werde Ihre Arbeit sehr gut ausführen. Auf Wiedersehen!

Herr Stunk und Robine gehen und Bob bleibt zürück. Er schaut resigniert zu Boden und erst wieder auf, als einige Schreie aus dem nahen Bürogebäude zu hören sind. Eine Frau hat sich aus einem der Fenster zu Tode gestürzt, wohl ein Büroangestellte.

Bob (seufzend): Ja, so werd ich wohl auch mal enden.


3. Akt: In einem Kinderzimmer im Jahr 2060

 Handelnde Personen:  

  • Oma Hertha  
  • Greta – die Enkelin  

Die 12-jährige Greta wird von ihrer Oma Hertha erzogen. Da sich die Enkelin heute auf ihr Zimmer zurückgezogen hat, schaut die Oma nach dem Rechten.

Oma: Greta, ist alles in Ordnung?

Greta: Nein, es läuft nur noch alles schief.

Oma: Was ist denn los?

Greta: Weißt du, ich geh raus und seh nur noch Androiden. Und das Schlimmste, eine Schulkameradin hat sich gerade das Leben genommen, weil sie, genauso wie ich, das alles nicht mehr aushält. Ich meine, die zahllosen Androiden und die ganze Technologie. Das ist einfach zu viel. Ich wünschte, ich wäre auch ein Android.

Oma: Sag das nicht! Ein Mensch zu sein, ist doch toll. (die Augen schließend) Ach, ich vermisse die alten Zeiten.

Greta: Ja, Oma, wie war das denn früher bei dir?

Oma (die Augen wieder öffnend): Ganz anders! Du hattest dein Haus und den Garten. Du bist rausgegangen, hast dich mit Freunden getroffen. Es gab überall Natur mit Wiesen, Wäldern und Tieren. Das war wirklich schön. Und es fehlt mir sehr! (schweigt einen Augenblick) Aber weißt du, eine Arbeitskollegin hat letztens erst erwähnt, dass in Kürze ein Park errichtet werden soll, der die Welt so nachbildet, wie sie früher war.

Greta (hellhörig): Wirklich?

Oma: Ja!

Greta: Auch so mit Bäumen wie in den alten Filmen?

Oma: Bestimmt! Also auch wenn dieser Park sicher sehr teuer ist, können wir wenigstens einmal zusammen dorthin gehen.

Greta (mit leuchtenden Augen und die Oma umarmend): Ja, Omi, gern!


Lektorat: sb