Die High Society

Zeitreise-Bericht der Klasse 9d an den CJD Christophorusschulen Droyßig vom 4. bis 5. Oktober 2021

Deutschland im Jahr 2040

Die Schere zwischen Arm und Reich ist sehr weit geöffnet. Die sehr vielen Armen besitzen sehr wenig und leben in spärlichen Verhältnissen. Sie wohnen in heruntergekommenen Hochhäusern und haben kaum Zahlungsmittel, ja meist nur Münzgeld zu Verfügung.

Die relativ kleine, aber sehr wohlhabende „Elite“ der Reichen hingegen logiert in schicken und luxuriös ausgestatteten Villen mit großen Anwesen. Sie leistet sich große, klimaschädliche Nobelkarossen und die neueste Technik wie das iPhone 21 Pro in einer ansonsten sehr technikarmen Welt.

Der Wohlstand der Reichen begründet sich vor allem auf den Anbau von Cannabis (sogar in Treibhäusern auf dem eigenen Grundstück) sowie den Handel mit dieser und teils auch anderen, härteren Drogen. Obwohl sämtliche Rauschmittel illegal sind, verschließen die Staatsorgane und die Politiker, die der Schicht der Reichen angehören, vor diesen Geschäftspraktiken weitgehend die Augen.

Die reichen Drogenbosse und -händler verkaufen ihre Drogen zu Spitzenpreisen unter der zahlungskräftigen High Society sowie zu immer noch sehr auskömmlichen Beträgen auch unter den bei aller Unzufriedenheit und Verzweiflung äußerst abhängigen armen Bevölkerung. Diese gibt für ein paar Gramm Marihuana ihre letzten Ersparnisse aus besseren Zeiten her oder verschuldet sich bei Bekannten oder gar den Dealern. Nur wenige Arme gehen einer Arbeit nach, oftmals als Hilfsdealer für die Reichen, oft auch nur, um den eigenen Drogenkonsum zu finanzieren.

Es gibt trotz dieser großen Ungleichheit kaum Proteste oder gar Aufstände der Armen, nicht nur, weil sie durch den Drogenkonsum ruhiggestellt werden, sondern auch durch die Abschottung der Viertel der Reichen von denen der Armen durch eine gläserne Mauer. Obwohl so beide Schichten einander sehen können, verharren die Armen meist in Lethargie und die Reichen in Selbstbezogenheit und Geringschätzung der anderen Seite gegenüber.

Vereinzelt gibt es von politischen Akteuren (so zuletzt von der FGPD, der Freien Genusspartei Deutschlands) den Versuch, zumindest weiche Drogen wie Marihuana zu legalisieren. Die Idee ist, durch einen kontrollierten und zugleich besteuerten Verkauf die Schattenwirtschaft und Drogenkriminalität einzudämmen und allen Bürgern den Zugang zu einer als relativ unbedenklich eingestuften Droge zu ermöglichen. Jedoch erreichen diese Akteure und ihre Ideen kaum die arme Mehrheitsbevölkerung. Bestechungsversuche bei potentiellen Wählern unter den Reichen werden meist von viel höheren Schmiergeldzahlungen durch die reiche Machtelite vereitelt.

Überhaupt ist das Staatswesen und die Gesellschaft angesichts solcher und weiterer Wahlmanipulationen nicht viel mehr als eine Scheindemokratie, ja in Wirklichkeit eine Plutokratie.



Eine Szene, die sich im Jahre 2040 zugetragen hat…

1. Akt: In der Schule

 Handelnde Personen:  

  • Schülerin  
  • Schüler  

Während der Unterrichtspause auf dem Schulhof einer Privatschule im Reichenviertel sprechen eine Schülerin und ein Schüler, die in eine Klasse gehen, ganz unbeschwert miteinander.

Schülerin: Haste was für mich?

Schüler: Da muss mein Daddy erst mal wieder ’n bisschen was besorgen. Der hat alles bei den armen Kiffern da drüben vertickt, für ’nen Mordspreis. Aber das kriegen wir hin!

Schülerin: Ok, gut!

Schüler: In drei Tagen hab ich das Zeug ran. Wie viel willst du denn?

Schülerin: 20 Gramm, wie viel käme das?

Schüler: Na ’nen Hunni halt, pro Gramm!

Schülerin: Oh, das ist ein guter Deal! Da reicht locker mein Taschengeld.

Es klingelt zur nächsten Stunde. Auf dem Plan steht das Fach Sozialkunde.


2. Akt: In einem Wahlbüro

 Handelnde Personen:  

  • Politiker  
  • reicher Bürger  
  • Wahlhelferin  

Bei den Wahlen zum 25. Bundestag, die wegen eines Korruptionsskandals der Regierung vorgezogen wurden, ist die Wahlbeteiligung sehr gering. So finden sich auch im Wahlbüro des Wahlkreises 41 nur wenige potentielle Wähler ein. Dort wartet ein Politiker, und zwar der Kandidat der FGPD (Freien Genusspartei Deutschlands), im Eingangsbereich und zieht die Ankömmlinge zur Seite. Unter diesen ist – der Kleidung nach – ein sehr reicher Bürger.

Politiker (zum reichen Bürger flüsternd): Entschuldigen Sie, ich würde Ihnen jetzt 100 Euro bar auf die Hand geben, wenn Sie mich wählen! Und ich verspreche, weiche Drogen wie Marihuana zu legalisieren.

Reicher Bürger (nicht sonderlich um einen Flüsterton bemüht): Hmm, 100 Euro? Willst du mich beleidigen? (baut sich vor dem Politiker selbstbewusst auf) Pass auf, ich geb dir meine Stimme und 10.000 Euro und du setzt dich dafür ein, dass der Stoff nicht legalisiert wird. Na, ist das ein Angebot?

Politiker (verdutzt und noch leiser flüsternd): Aber eine Stimme bringt mir nicht gerade viel!

Reicher Bürger: Aber die 10.000 Euro? Und für mehr Stimmen sorge ich schon, auf anderem Wege…

Politiker (unsicher): Hmm?

Reicher Bürger: Überleg’s dir gut!

Der Politiker zögert kurz, schaut sich vorsichtig um, besonders in Richtung der Wahlhelferin an der Wahlurne, und schreibt sogleich etwas auf einen kleinen Zettel, den er zusammengefaltet dem reichen Bürger blitzschnell in die Jackentasche schiebt. Dieser zieht den Zettel ohne Umschweife aus seiner Tasche und liest ohne Vorsicht vor: „Abgemacht! Bitte Ihre Schulden bis zum 31.10.2040 auf das Konto IBAN DE07 1234 1234 1234 1234 12 überweisen.“

Reicher Bürger (selbstgefällig lächelnd): Na, das ist doch ein Wort! Aber gib mir trotzdem mal deine 100 Euro!

Politiker (überrascht): Äh, wieso denn das?

Reicher Bürger: Na das wirst du schon sehen!

Der Politiker gibt dem Reichen – wegen der Vorgänge wie fremdgesteuert und nicht mehr um Diskretion bemüht – 100 Euro direkt in die Hand. Der Reiche geht schnurstracks auf die Wahlhelferin zu und lässt bei ihr seinen zwielichtigen Scharm spielen. Es dauert gar nicht lang, da wandern die 100 Euro in ihre Rocktasche und 10 Päckchen mit je 100 präparierten Wahlumschlägen in die Urne. Der Reiche dreht sich um und zwinkert dem Politiker zu. Dieser seufzt erleichtert und begibt sich euphorisch zum Ausgang, um seinen absehbaren Erfolg zu feiern.


3. Akt: An der Mauer

 Handelnde Personen:  

  • Politiker  
  • arme Bürgerin  

Auf dem Weg zur nächsten Kneipe geht der Politiker die gläserne Mauer entlang, die das Reichen- vom Armenviertel trennt. Auf der anderen Mauerseite sieht er einige arme Bürger kampieren und augenscheinlich betteln, dass manch reicher Bürger ein paar Almosen über die Mauer wirft.

Politiker (gehässig rufend): Na, wie geht’s euch da drüben?

Die angesprochenen Armen strecken ihre Hände in Richtung Mauer aus.

Arme Bürgerin (flehend): Bitte… !

Politiker (geringschätzig): Wählen müsst ihr ja eh nicht gehen! Ich gewinne sowieso! Denn wenn’s nicht gut läuft, dann kauf ich mir halt die Stimmen oder lass mich kaufen.

Arme Bürgerin (lethargisch und einen tiefen Zug aus einem Joint ziehend): Hmm, schön!

Der Politiker zieht weiter und die verarmten Bürger auf der anderen Seite bleiben mal wieder resigniert zurück.


Lektorat: sb