Die Linsen zum Glück

Zeitreise-Bericht der Klasse 9a an den CJD Christophorusschulen Droyßig vom 19. bis 20. Juli 2021

Deutschland im Jahr 2040

In unserer Stadt der Zukunft leben Arme und Reiche ohne Mauern oder Grenzen zusammen. Die Reichen tragen unwissentlich eine unsichtbare Virtual-Reality-Kontaktlinse. Mit dieser VR-Kontaktlinse werden die Armen ausgeblendet und durch andere Objekte ersetzt.

In der Mitte der Stadt befindet sich die SPZ (Städtische Pressezentrale). Diese kümmert sich darum, dass den Babys der Reichen direkt nach der Geburt oder spätestens den Kleinkindern eine VR-Kontaktlinse eingesetzt wird. Außerdem unternimmt sie die Verbreitung der Nachrichten. Den Armen wird mit Fake-News weisgemacht, dass die Reichen oberflächlich und eingeschränkt sind und ständig Angst um ihren Besitz haben. Dadurch denken die Armen, dass ihr Leben besser ist als das der Reichen.

Einmal im Jahr gibt es die Lotterie. 10 Gewinner unter den Armen und Reichen bekommen so die Möglichkeit, für immer in die unbekannte Welt der Anderen zu wechseln, wobei jede Erinnerung an das zuvor geführte Leben getilgt wird. Die Regierung will durch diese Lotterie Geld einnehmen, doch der Andrang ist nicht so groß, da die Armen und Reichen jeweils glauben, dass sie glücklich sind und nicht tauschen müssen.

Zweifel und Kritik vereinzelter Bürger am herrschenden System werden von der Polizei unterdrückt und von den Medien als Verschwörungstheorien abgetan.



Eine Szene, die sich im Jahre 2040 zugetragen hat…

1. Akt: In einer Augenarztpraxis

 Handelnde Personen:  

  • Frau Müller – die Mutter  
  • Marie Müller –   
    die zweijährige Tochter  
  • Krankenschwester  
  • Dr. Thiele – Augenarzt  

Frau Müller geht mit ihrer Tochter Marie zum Augenarzt für eine Routinekontrolle. Zunächst meldet sie sich an.

Krankenschwester: Guten Tag! Willkommen in unserem Augenheilzentrum!

Frau Müller: Hallo!

Krankenschwester: Sie hatten einen Termin?

Frau Müller: Ja, auf Müller.

Krankenschwester: Wer ist die kleine Dame?

Frau Müller: Das ist Marie Müller, zwei Jahre alt.

Krankenschwester: Ok! Hat Ihr Kind irgendwelche chronischen Erkrankungen?

Frau Müller: Nicht, dass ich wüsste!

Krankenschwester: Sind Sie sich da sicher?

Frau Müller: Nein, nicht wirklich. Aber wir können sie ja noch mal durchchecken lassen.

Krankenschwester: Ok! (ruft in Richtung des Behandlungszimmers) Dr. Thiele, könnten Sie bitte die zweijährige Marie auf chronische Erkrankungen untersuchen?

Dr. Thiele: Natürlich! (zu Marie) Kommst du mit?

Dr. Thiele begibt sich mit Marie ins Behandlungszimmer.

Dr. Thiele: Ok, dann mach mal deine Augen ganz weit auf, ich gucke die mir gleich mal an! Wir brauchen also diese Linsen. (zeigt Marie ein Paar Kontaktlinsen) Das rechte Auge bitte weit auf! Wir setzen jetzt die erste Linse ein. Blinzle mal! Jetzt setze ich dir deine andere Linse ein. Blinzle noch mal! Tut irgendwas weh?

Marie: Nein!

Dr. Thiel: Hast du sonst noch irgendwelche anderen Beschwerden?

Marie schüttelt den Kopf.

Dr. Thiele: Dann können wir jetzt wieder zu deinen Eltern gehen.

Der Doktor begleitet Marie zurück ins Anmeldezimmer, wo die Mutter wartet.

Krankenschwester (zu Frau Müller): Unterschreiben Sie bitte hier!

Dr. Thiele (zu Frau Müller): Also ihr fehlt nichts. (zur Krankenschwester) Verschreiben Sie mal Augentropfen!


2. Akt: Auf der Straße

 Handelnde Personen:  

  • Dissident  
  • Polizist  

Ein Dissident zieht durch die Straßen und ruft Parolen gegen den Staat.

Dissident: Wir werden alle hinters Licht geführt! Der Staat betrügt euch! Wehrt euch dagegen! Ergreift die Initiative, wehrt euch!

Die Polizei rückt an, ergreift den Demonstranten und versucht ihm den Mund mit einem elektrischen Knebel zu stopfen.

Polizist: Alles was Sie sagen, kann vor Gericht gegen Sie verwendet werden.

Dissident (wehrt sich): Eh, ich habe Rechte!

Der Demonstrant wird in elektrische Handschellen gelegt und abgeführt.


3. Akt: Nachrichtensendung

 Handelnde Personen:  

  • Nachrichtensprecher  
  • Dr. Thiele  
  • Krankenschwester  

Nach einem kurzen Jingle beginnt die Nachrichtensendung.

Nachrichtensprecher: Hallo und herzlichen willkommen zu unseren Nachrichten! Hier nun das Neuste von heute: In der Nürnberger Straße 3 gab es heute einen Zwischenfall. Dort versuchte ein Mann, Verschwörungstheorien unter den Leuten zu verbreiten. Es ging um Kontaktlinsen, die das Sehen veränderten, was natürlich ziemlich großer Nonsens ist. Zu diesem Thema befragen wir nun unseren Augenarzt Dr. Thiele, der schon seit vielen Jahren in unserer Stadt arbeitet. (zum Doktor) Herzlich willkommen in unserer Sendung! Was ist Ihre Meinung zu diesem Vorfall?

Dr. Thiele (in Begleitung seiner Krankenschwester): Also ich finde, dass das ganz großer Blödsinn ist, was dieser Mann da auf der Straße erzählt hat. Ich arbeite ja schon viele Jahre in der Augenklinik und wir haben noch nie einem Kind oder irgendjemandem Kontaktlinsen eingesetzt, die das Sehen verändern. Also alles Schwachsinn!

Nachrichtensprecher: Was denken Sie? Wenn solch ein Vorfall noch einmal passiert, welche Strafe sollte die Person erhalten?

Dr. Thiele: Also erst mal würde ich sie aus unserer Gemeinschaft ausschließen, weil sie eine Unruhe in diese bringt, was gar nicht gut ist. Ich meine, wir leben ja alle glücklich miteinander! Das heißt, ich würde diese Person in den Knast stecken.

Krankenschwester: Ich wäre für die Todesstrafe!

Dr. Thiele (zynisch): Das meint sie nicht so ernst.

Nachrichtensprecher: Vielen Dank für diesen kurzen Einblick!

Dr. Thiele: Vielen Dank, dass wir hier sein durften!

Nachrichtensprecher: Aufgrund des Vorfalls soll in den nächsten Tagen ein Gesetz erlassen werden, welches Strafen für solche Vorfälle vorsieht. Außerdem wird den Kindern in den Schulen vermittelt, dass die verbreiteten Gerüchte über manipulative Kontaktlinsen nicht stimmen und dass sie solche Verschwörungstheorien nicht ernst nehmen sollen. Das waren die Nachrichten. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!


Lektorat: sb