From Dawn Till Dusk

Zeitreise-Bericht der Klassen A25 1/2 der Integrierten Gesamtschule Halle Am Steintor vom 12. und 13. Oktober 2022

Deutschland im Jahr 2045

Unser Team ist heute um 10 Uhr auf eine Reise in das Jahr 2045 gestartet. Als wir dort ankamen, war die Welt nicht mehr so, wie wir sie kannten. Es existierte eine regierungslose und dystopische Zweiklassengesellschaft. Nicht nur sehr große Vermögensunterschiede trennen die Reichen von den Armen. Tatsächlich sind die Wohngebiete beider Klassen strikt durch natürliche Grenzen wie Flüsse oder aber durch Zäune oder Mauern voneinander abgeriegelt.

In den Sektoren der armen Bevölkerung führte zwei Jahre zuvor eine von sehr reichen Unternehmern angezettelte Rebellion zum Sturz der Ordnung und der Regierung. Die Natur, Infrastruktur und Wirtschaft wurde zerstört und seitdem herrscht eine Anarchie, die zur weiteren Verarmung der Menschen führt. Zwielichtige Akteure versuchen nun ihren Profit aus der Rechtslosigkeit in den Ghettos zu machen und ihren Einfluss zu vergrößern.

Im Gegensatz dazu konnten sich die Reichen in ihren Vierteln abschotten und ein geordnetes Leben aufrechterhalten. Nach dem Vorbild einer Räterepublik herrscht sogar eine Art Basisdemokratie, wobei die Bürger mit dem größten Vermögen den meisten Einfluss auf die Entscheidungen haben.

Als wir wieder von dieser Zeitreise in das Jahr 2022 zurückgekehrt waren, wünschten wir uns, dass eine solche Dystopie nie eintreten möge.



Eine Szene, die sich im Jahre 2045 zugetragen hat…

1. Akt: Das Quiz

 Handelnde Personen:  

  • Erzähler  
  • Eileen Jauch –   
    Moderatorin  
  • Markus Gang –   
    Quiz-Teilnehmer  
  • Markus’ Vater –   
    Joker  

In einem Fernsehstudio im Reichenviertel findet die traditionsreiche Quizshow „Wer wird Millionär?“ mit der Moderation Eileen Jauch statt. Einmal im Monat wird – vor allem zur Unterhaltung der Wohlhabenden – auch ein Teilnehmer aus dem Armenviertel zum Quiz zugelassen. So verspricht sich heute Markus Gang den Aufstieg in eine bessere Welt.

Moderatorin: Ja, Markus, Du hast ja die letzte Frage sehr gut beantwortet. Dann kommen wir nun zur vorletzten Frage für 750.000 Euro. Bist du bereit?

Teilnehmer: Ich bin ’n bisschen aufgeregt, aber bereit.

Moderatorin: Gut! Hier ist die Frage: Welche Pandemie hat die Welt im Jahr 2019 erschüttert? A: Die Beulenpest, B: Ebola, C: Aids oder D: Covid-19?

Teilnehmer (sich den Schweiß von der Stirn wischend): Schwierig, schwierig, schwierig! – Beulenpest kann ich schon mal ausschließen, das war irgendwann im Mittelalter. Aids, glaube ich auch nicht. Hmm, Omi hat mal was erzählt von Covid-19. Das ist mir im Kopf geblieben. Ich logge mal D ein.

Moderatorin (verschmitzt lächelnd): Sicher?

Teilnehmer: Ganz sicher!

Moderatorin: Gut, dann schauen wir mal, ob das stimmt. (Der berühmte Gewinner-Ton erklingt.) Das ist richtig!

Teilnehmer (jauchzend): Juhu! Jawohl!

Moderatorin (feierlich): Dann kommen wir jetzt zur letzten Frage. Es geht um 1 Million Euro. Bist du bereit?

Teilnehmer (durchatmend): Puh, jetzt bin ich tatsächlich ganz schön aufgeregt.

Moderatorin: Wie hieß der Rebell, der vor zwei Jahren den Sturz der Regierung anführte? A: Gottfried Sohn, B: Heinrich Winkler, C: Toni Rühl oder D: Elon Dusk?

Teilnehmer: Hmm, hab ich vielleicht noch ’nen Joker übrig?

Moderatorin: Ja, das haben Sie. Wen möchten Sie anrufen?

Teilnehmer: Meinen Vater!

Markus ruft mit einem kleinen, in seine Kleidung integrierten Telefonchip seinen Vater an.

Vater/Joker: Hallo, Markus!

Teilnehmer: Grüß dich, Vatern! Sag mal, ich sitz hier gerade bei „Wer wird Millionär?“ und hab die Million-Frage. Die ist ganz schön schwer. Kannst du mir helfen?

Joker: Na klar.

Teilnehmer (zur Moderatorin): Können Sie die Frage bitte noch mal wiederholen?

Moderatorin: Wie hieß der Rebell, der vor zwei Jahren den Sturz der Regierung anführte? A: Gottfried Sohn, B: Heinrich Winkler, C: Toni Rühl oder D: Elon Dusk?

Joker: Hmm, das ist ja noch gar nicht so lange her und ich selbst war doch an den Aufständen beteiligt. Aber das weißt du doch, oder?

Teilnehmer (unsicher): Nun ja!

Joker: Also ich glaub, Elon Dusk hieß der Mann.

Teilnehmer: Bist du dir sicher?

Joker: Obwohl, da gab es ja mehrere Player?! Nee, es war doch Gott…, Gott…, Gottfried Sohn. Der hat die Rebellion angeführt.

Teilnehmer: Sicher?

Joker: Ja, ganz sicher!

Teilnehmer: Ok, dann loggen wir A ein.

Moderatorin: Mal sehen, ob das stimmt. (Der bekannte Verlierer-Ton erklingt.) Das war leider falsch. Elon Dusk wäre richtig gewesen.

Teilnehmer: So ein Mist!

Moderatorin: Herzlichen Dank für Ihre Teilnahme und viel Glück vielleicht beim nächsten Mal!


2. Akt: Die Nachrichten

 Handelnde Personen:  

  • Jupp McCarthy –   
    Moderator  
  • Bennet Schondorf –   
    Reporter  
  • Astrid Kießling –   
    Interviewte  

Im Ersten läuft Nachrichten- und Unterhaltungssendung „Reich und glücklich am Nachmittag“, die anders als „Wer wird Millionär?“ nur in den Sektoren der Oberschicht ausgestrahlt wird.

Moderator: Liebe Damen und Herren, ich möchte Sie herzlich begrüßen zu unserer Sendung „Reich und glücklich am Nachmittag“. Ich bin Jupp McCarthy und möchte heute auf das Thema „Leben in Armut“ eingehen. Dazu schalten wir live zu unserem Reporter Bennet Schondorf, der sich in ein Armenviertel gewagt hat.

Reporter (vor maroden Häusern im Hintergrund): Vielen Dank, Jupp! Seit zwei Jahren sind die Gebiete der Armen von den unseren strikt getrennt, zumal dort das blanke Chaos herrscht. Neben mir steht nun Astrid Kießling, die hier im Armenviertel lebt. Astrid, schön, dass Sie uns zur Verfügung stehen! Wie sieht ihr Alltag im Vergleich zu der Zeit vor den Aufständen vor zwei Jahren aus?

Interviewte: Ja hallo, Herr Schondorf! Ich freue mich sehr, heute hier zu sein. Ja, es ist alles ziemlich schlimm geworden, seit Elon Dusk, der Anführer der Rebellen, unser Viertel übernommen hat. Ich würde ja auch gerne auf die andere Seite wechseln, aber da diese abgeriegelt wurde und überwacht wird, ist das leider kaum möglich. Und mein Häuschen hat man schon mehrfach geplündert und ich traue mich schon gar nicht mehr draußen rumzulaufen. Aber das Leben muss ja irgendwie weitergehen!

Reporter: Vielen Dank, dass Sie uns einen Einblick in Ihr Leben gegeben haben! Wir schalten nun zurück ins Studio zu Jupp für weitere Nachrichten.

Moderator: Vielen Dank noch mal an unseren Reporter! Nun kommen wir zum Wetter.


3. Akt: Das Bewerbungsgespräch

 Handelnde Personen:  

  • Mike von Deik –   
    Chef  
  • Clara –   
    Sekretärin  
  • Kevin Jerome Ritter –   
    Bewerber  

Kevin Jerome Ritter klopft an die Tür der Personalabteilung eines Elektro-Autos produzierenden Großkonzerns im Reichenviertel.

Chef: Kommen Sie bitte rein!

Bewerber (ein wenig schüchtern eintretend): Guten Tag!

Chef: Guten Tag! Setzen Sie sich bitte, Herr Ritter!

Bewerber: Dankeschön!

Chef: Schön, dass Sie kommen konnten. Möchten Sie vielleicht etwas trinken?

Bewerber: Nein, vielen Dank!

Chef (lachend): Warum so bescheiden, junger Mann? Clara, meine Liebe, hol uns bitte mal was zu trinken!

Die Sekretärin bringt zwei Gläser mit grünem Gin.

Bewerber (zaghaft zum Glas greifend): Dankeschön!

Chef (das Glas in einem Zug lehrend): Ah! Also, Herr Ritter, erzählen Sie doch mal! Wie war denn Ihre Anreise? Wo kommen Sie her, was sind Ihre Referenzen und in welchem Bereich bei uns möchten Sie arbeiten?

Bewerber: Meine Anreise war sehr entspannt. Danke für die Nachfrage! Ich komme aus dem Armenviertel und…

Chef (brüllend): Raus! Wir haben hier keine Armen in meiner Fabrik. Raus mit dir, sofort! Clara, wieso hast du den reingelassen? Und wie ist der überhaupt hierübergekommen? Das verstößt gegen unser Firmenkultur. Clara, du bist gefeuert!


Lektorat: sb