Spiegel zweier Welten

Zeitreise-Bericht der Klasse 10B der Sekundarschule „Adolf Diesterweg“ (SKS) Stendal vom 29. bis 30. September 2022

Deutschland im Jahr 2045

Die Schere zwischen Arm und Reich ist extrem aufgegangen. Es gibt zwar noch Wahlen, die jedoch im Geheimen von einer kleinen Gruppe reicher Unternehmer manipuliert werden. So unterstützen diese seit vielen Jahren vor allem die DEP (Demokratische Einheitspartei), welche bereits seit 2025 die Kanzlerin Janine Stendal stellt. Als Gegenleistung verlangen die Reichen eine Politik, in der sie bevorteilt und die einfachen Bürger heimlich ausbeutet werden.

Die breite Unterschicht lebt in maroden Hochhäusern oder sogar in dünnwandigen Hütten, während sich eine kleine Elite mächtiger und reicher Bürger in eigene Viertel mit luxuriösen Villen und Penthouses zurückgezogen hat. In den Vierten der Ärmeren erfolgt eine Roboter- und Drohnenüberwachung. Die Stadtteile der Wohlhabenden werden ab 18.00 Uhr aus Angst vor Unruhen und Kriminalität durch eine unsichtbare, spiegelnde Hightech-Wand abgeriegelt. Auch ist den Vertretern der Unterschicht der Zutritt zu diesen Luxusvierteln nur noch für genehmigte Arbeitstätigkeiten erlaubt.

Erstaunlicherweise finden bislang noch keine Aufstände statt, da man die Bevölkerung durch eine effektive Propaganda ruhigstimmt. Vor allem ködert man die Bürger mit einem Mindestlohn und verspricht ihnen ein Leben in den Reichenvierteln, wenn sie nur fleißig arbeiten und Unruhestifter in den eigenen Reihen an die Polizei verraten.

Um den Schein einer Demokratie aufrechtzuerhalten, wurde zu den aktuellen Wahlen 2045 eine Partei namens „Die Neue Freiheit“ zugelassen, die bei der großen Unterschicht sehr beliebt ist. Als nun wieder die DEP unter Janine Stendal mit angeblich 78% der Stimmen gewinnt, kippt die Stimmung im Land.



Eine Szene, die sich im Jahre 2045 zugetragen hat…

1. Akt: Die Wahl

 Handelnde Personen:  

  • Mehrere Wahlhelfer  
  • Mehrere Wähler  

Für die aktuellen Wahlen wurden getrennte Wahlbüros für die Über- und die Unterschicht eingerichtet. In einem Büro für die letztere hat sich eine lange Schlange von Wahlwilligen gebildet. Ein Wahlhelfer oder eher Aufseher in Uniform überwacht den Urnengang.

Wahlhelfer 1 (mit nüchterner Stimme): Ok, die ersten können wählen!

Die ersten zwei Wähler treten gleichzeitig an den Tisch, an dem die Wahlzettel von einem zweiten Wahlhelfer ausgegeben werden.

Wähler 1: Hallo!

Wähler 2: Hallo!

Wahlhelfer 1 (streng): Nein, nur einzeln!

Der zweite Wähler muss zurücktreten und warten, während der erste mit seinem Stimmzettel zügig zur Wahlkabine und dann weiter zur Wahlurne geht.

Wahlhelfer 2: Nächster!

Wähler 2 (nun an der Reihe und zum zweiten Wahlhelfer): Äh, hallo! (in seiner Jacke kramend) Huch, Moment! Wo hab ich nur meinen Pass?

Wahlhelfer 1: Bürger, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!

Sichtlich genervt oder auch gelangweilt, da der Wähler seinen Pass immer noch nicht finden kann, blickt der erste Wahlhelfer zur Seite.

Wahlhelfer 1 (mit großen Augen und laut): Eh, Moment! Eeeeeh!

Der erste Wahlhelfer, offensichtlich durch das Tun des zweiten Wählers abgelenkt, bemerkt erst jetzt, dass der erste Wähler versucht, selbst mitgebrachte Stimmzettel in die Wahlurne zu schmuggeln.

Wahlhelfer 1 (laut zum ersten Wähler): Eh, was machen Sie da?

Wähler 1 (die überschüssigen Wahlzettel hinter dem Rücken versteckend): Äh, was?

Wahlhelfer 1 (versucht höflich): Kommen Sie mal bitte her, junger Mann! Los, zeigen Sie, was Sie da hinterm Rücken haben!

Der erste Wähler zeigt unwillig die vielen Wahlzettel in seinen Händen.

Wahlhelfer 1 (schadenfroh): Ach, haben wir etwa gemogelt?

Wähler 1 (kämpferisch): Nein, Sie und diese ganze Regierung belügen uns doch und machen Wahlbetrug.

Wähler 2 (beipflichtend): Ja und wir können unsere Familien kaum noch durchbringen. Wir haben zu wenig Geld, die Preise sind viel zu hoch.

Wahlhelfer 1 (mit einem selbstgefälligen Lächeln): Nun, Freunde, da müssen wir die Wahl wohl wiederholen. Alles noch mal von vorn und diesmal artig bleiben!

Die Wähler geben geordnet nacheinander und in gedrückter Stimmung ihre Stimme ab.


2. Akt: Spiegel zweier Welten

 Handelnde Personen:  

  • Zwei Bewohner   
    des Armenviertels  
  • Zwei Bewohner   
    des Reichenviertels  
  • Ein Wachmann  

In einem Armenviertel sitzen am Abend zwei Bewohner um ein Feuer, in dem sie Müll verbrennen, da die Müllabfuhr nur einmal monatlich vorbeikommt und zudem die eigenen Hütten wie immer unzureichend geheizt sind.

Armer 1 (sehr müde von der schweren Tagesarbeit): Oh Mann, wir haben kaum noch Geld!

Armer 2 (wütend): Ja, das kann so nicht weitergehen! Am besten sollten wir…

Am selben Abend haben sich in einem stattlichen Penthouse des Luxusviertels zwei Freunde aus der Oberschicht zu einem gemütlichen Treffen verabredet. Sie sitzen vor dem lodernden Kamin und genießen einen über 20 Jahre alten Rum.

Reicher 1 (zufrieden an seinem Rum schnuppernd): Die da drüben sollen sich mal nicht beschweren, sondern lieber mehr arbeiten!

Armer 1 (zur selben Zeit im Armenviertel): Wir ackern und ackern…

Reicher 2 (sich in seinem Ledersesel rekelnd): Wow, mein Kamin heizt so richtig schön durch mit der vielen Kohle! Wieso erst umständlich teuren Brennstoff einkaufen, wenn die vielen Geldscheinchen selbst so gut brennen?!

Reicher 1 (Geldbündel in einem Aktenkoffer zählend): Ich horte lieber so viel Geld, wie ich kann! Aber hoffentlich werde ich nicht ausgeraubt.

Armer 1 (zur gleichen Zeit): Wir haben nicht mal genug Geld für Essen.

Armer 2: Los, lass uns eine Reichenbude ausrauben! Ich hab eine Arbeitserlaubnis für da drüben. Und die gilt bis Mitternacht. Du wartest an der Sicherheitsschleuse zum Reichensektor mit unserem alten Bulli, so dass wir schnell wegkönnen, sobald ich mit der Kohle zurückkomme.

Reicher 2: Mmm, das riecht so schön, wenn Geld verbrennt!

Der zweite Arme ist im Reichenviertel angelangt und hat sich gleich ein großes Haus kurz hinter der Spiegelmauer zum Einbruch ausgesucht. Mit einer Brechstange verschafft er sich Zutritt und droht den beiden Reichen im Kaminzimmer.

Armer 2: Sofort her mit eurer Kohle!

Reicher 2 (ängstlich): Äh, ich hab keine mehr! Die brennt. – (laut rufend) Wachmann! Wachmann!

Armer 2 (mit der Brechstange auf den ersten Reichen zeigend): Aber du da, du sitzt mit deinem fetten Arsch auf einem Koffer voll Kohle! Her damit!

Der angesprochene Reiche rückt angsterfüllt und doch widerwillig den Koffer raus, während der hauseigene Wachmann das Kaminzimmer betritt.

Reicher 1 (zum Wachmann): Verdammt, der (zitternd auf den Einbrecher deutend) hat meinen Geldkoffer geklaut!

Wachmann (mit einer Laserpistole auf den Eindringling zielend): Den Koffer fallenlassen, Hände hinter den Rücken und umdrehen! Aber dalli!

Der Wachmann legt den Einbrecher in Handschellen und ruft die Sektorenpolizei.


Lektorat: sb