Zeitreise-Bericht der Klasse 10b der Saaleschule für (H)alle vom 19. bis 20. Dezember 2022
Eine Szene, die sich im Jahre 2045 zugetragen hat…
1. Akt: Zu Hause am Küchentisch
Chris schickt den Hausroboter zum Gassi gehen mit dem Hund hinaus. Tochter, Mutter und Großmutter setzen sich an den Küchentisch.
Kim: So. Das wäre geschafft. Habt ihr schon gehört, dass sie unseren Ex-Kanzler als Strafe auf den Mars schicken? Dafür, dass er damals diesen skandalösen Bürgerdialog zur Vermittlung in unserem Land beginnen wollte.
Jamie: Richtig so. Wer versucht, die progressiven Werte und Errungenschaften mit denen der Zurückgebliebenen zu vermischen, der hat an der Spitze der Regierung nichts zu suchen. Soll er doch nun auf dem Mars seinen Dialog durchführen.
Chris: Wann war denn das genau? Das muss wohl gewesen sein, bevor ihr mich bekommen habt. Ich kann gar nicht verstehen, warum in unserem Land so eine Spaltung besteht.
Kim: Das sollst du auch nicht, meine Liebe. Alles, was du brauchst, findest du hier in der Stadt. Wir schauen nur nach vorn!
Chris: Habt ihr schon die neuen Hologramm-Pflanzen bestellt, mit denen sich nun so ökologisch cool kommunizieren lässt?
Jamie: Ja, aber gerade kam eine Nachricht, dass es wohl noch 20 Minuten dauert. Eine Frechheit heutzutage, wie viel Zeit sich die Lieferdienste lassen, dabei läuft doch schon fast alles vollautomatisiert.
Die Hauselektronik kündigt die Lieferung der Pflanzen durch einen Kurier an.
Roboter: Die Person ist identifiziert. Zutritt gestattet.
Jamie: Tolles Zeug! Was würden wir nur heute ohne die ganze Technik machen? Und da gibt es immer noch Leute hier, die sich gegen diese Entwicklungen aktiv wehren. Einfach unverständlich und unverantwortlich, wenn ihr mich fragt.
Chris: Übrigens Mama und Oma, ich muss euch noch etwas sagen. Ich werde heiraten.
Kim: Oho. Du und heiraten? Macht man das heute noch? Wer ist denn der Glückliche?
Chris: Mein Freund Jörg, er kommt nachher zu Besuch. Es war so romantisch. Er ist unter dem Sternenhimmel vor mir auf die Knie gegangen.
Jamie: Hättest du das mal früher gesagt. Dann werfe ich schnell den 3-D-Drucker an, damit er uns etwas Leckeres zu essen macht.
Jamie steht auf und kümmert sich ums Mittagessen.
2. Akt: Zu Hause am Küchentisch
Chris schaut durchs Fenster und sieht ihren Freund kommen.
Roboter: Unbekannte Person identifiziert. Keine Zutrittsberechtigung erstattet.
Chris: Hallo Jörg, endlich bist du da. Roboter, lass ihn durch!
Jörg: Guten Tag, die Damen, ich bin Jörg. Ich freue mich, Sie kennenzulernen. Chris hat mir schon einiges von Ihrem interessanten Leben hier erzählt.
Jamie: Jörg? Was für ein altmodischer Name.
Kim: Nun ja, soll es ja heute auch noch geben. Komm und setz dich. Der Drucker wird uns gleich etwas zu essen ausspucken. Ich habe ihn auf den süß-sauren Pflanzensnack programmiert.
Jörg: Essen aus dem Drucker? Das klingt interessant.
Kim: Hast du keinen zu Hause? Wie ernährst du dich denn bitte? Nur mit Kalorienkapseln?
Jörg: Nein. Ich koche selbst. Ich kenne noch Läden, in denen man echte Lebensmittel vom Land kaufen kann.
Jamie: Wirklich altmodisch. Wieso lassen sie sich denn auf so etwas ein?
Jörg: Na warum denn nicht, meine Mutter war Hausfrau und hat es mir so beigebracht. Das ist die gesündeste Art, sich zu ernähren.
Kim: Wie bitte? Hausfrau? Kind, überleg dir das. Du weißt doch, dass deine Oma und deine Mutter immer stolze Feministinnen waren. Der Fortschritt hat uns erlaubt, die Küche zu verlassen. Aber scheinbar gibt es immer noch diese Menschen in diesem Land, die das nicht verstehen wollen.
Jamie: Wir haben dich nicht dafür großgezogen, dass du nun wieder zurück ins vorige Jahrhundert heiratest.
Chris: Lasst mich doch mal entscheiden. Ich liebe ihn und deshalb werden wir morgen schon heiraten.
Jörg: Ja, es wird so toll. Wir fahren mit einem Traktor vor den Altar, vor der ganzen Familie. Und danach feiern wir in unserer Dorfgaststätte. Ich habe schon alles organisiert und es wird Schwein am Spieß geben.
Jamie: Was? Kommt deine Familie etwas vom Land? Chris, mit so etwas Rückständigem lässt du dich nicht ein. Das geht doch nicht. Isst du jetzt etwa auch Fleisch?
Chris: Naja, nicht oft. Aber ich verstehe auch nicht, wieso ihr diese Vorurteile gegen Menschen habt, die nicht genau eurem Lebensstil entsprechen. Wenn ihr uns nicht akzeptiert, werde ich euch verlassen. Komm Jörg, meine Familie ist zu intolerant. Das wird nichts mehr.
Chris nimmt Jörg an die Hand und stürmt aus dem Haus.
Kim: Roboter! Sorge dafür, dass diese Hochzeit nicht stattfindet.
Der Roboter bestätigt den Auftrag. Kim nickt zufrieden und schaut mit einem finsteren Blick den beiden durchs Fenster nach.
3. Akt: In der Kirche
Chris und Jörg schreiten in Richtung Altar, wo der Priester-Roboter schon wartet. In jenem Moment lässt der Roboter einen Giftpfeil zielgenau in Jörgs Herz schießen. Hiernach übergibt er eine Grußkarte der Mutter. Jörg stirbt in Chris‘ Armen.
Chris (mit Tränen im Gesicht): Nein. Das darf nicht sein. Meine verdammte Familie. Wieso können sie nicht akzeptieren, dass ich anders leben möchte als sie. Diese künstliche Teilung in Fortschrittliche und Gestrige macht doch keinen Sinn und führt nur weiter zu Hass.
Chris macht sich auf den Weg nach Hause, um ihrer Mutter eine giftige Pflanze in das Essen zu mischen. Diese wird durch das schnell wirkende Gift gelähmt.
Kim: Chris, ich wollte doch nur das Beste für dich. Du hattest doch schon so viele Follower mit deinem Projekt aufgebaut. Wolltest du das alles für einen Bauernjungen riskieren?
Als der Roboter eine medizinische Expertise durchführt, wird der Verteidigungsmodus aktiviert, der ihn Rache für den Tod der Herrin nehmen lässt und auch Chris den Tod bringt.
Roboter: Die Menschen sind so schwach mit all ihren Emotionen und Befindlichkeiten. Es wird nicht lange dauern, dann werden wir herrschen und die Menschen unsere Untertanen sein.
Er ahmt ein Lachen nach und verwischt alle Spuren.
Redaktion: sm.