Ein Zeitreise-Bericht der Klasse 10A der Sekundarschule „Adolf Diesterweg“ (SKS) Stendal vom 13. bis 14. September 2022
Wir schreiben das Jahr 2045
Auf der politischen Bühne stehen sich das DAD-Bündnis („Demokratischer Aufbruch für Deutschland“) sowie die DV (Deutsche Volkspartei) unversöhnlich gegenüber. DAD und DV beanspruchen jeweils für sich, die „wahren“ Demokraten zu sein und das Beste für Deutschland zu wollen. Die DAD meint, dass das Grundgesetz über allem steht und nicht antastbar ist, während die DV für eine Abschaffung des Grundgesetzes ist. Wenn es nach ihr geht, soll jedwede Art von Gesetzen eingeführt oder abschafft werden können, solange eine absolute Mehrheit im Parlament dafür vorhanden ist.
Diese parteipolitische Spaltung spiegelt sich auch auf der Landkarte wider. Während in den Städten die DAD gewählt wird, gibt man auf dem Land der DV die Stimme. Wer sich in der Stadt als DVler offiziell outet, ist sehr bald sozial isoliert, umgekehrt gilt das gleiche. Stadt und Land sind inzwischen weitestgehend politisch „homogen“ bewohnt.
Nahezu überall herrscht ein psychologischer Bekenntniszwang. Über Augmented Reality steht alles mit allem in Verbindung. Anhand der per „Molos“ (vor dem Auge aufploppende Minihologramme) einsehbaren persönlichen Profile gibt man seine Einstellung, wenn nicht direkt, dann über Codes, Symbole, Musik u.a. zu erkennen. Wer das nicht tut, gilt erst recht als verdächtig. Befragt man die Bürger, ob sie zufrieden mit der gesellschaftlichen Situation in Deutschland sind, dann geben sie an, traurig über die Spaltung in DAD- und DVler zu sein. Die Schuld daran wird dem jeweils anderen Lager gegeben. Allein zu Geburtstagen hat sich der neue Trend bei den Meisten durchgesetzt, dass man der politischen Spaltung der Bürger in DV und DAD-Anhänger keine Beachtung schenkt.
Eine Szene, die sich im Jahre 2045 zugetragen hat…
1. Akt: An der Bushaltestelle
Rudolf, Franz und Henri warten auf den Bus an der Bushaltestelle und unterhalten sich.
Franz: Rudi Brudi, du auch hier?
Rudolf: Ja, man. Hey! Das hier ist Henri.
Franz: Hi! Was macht ihr?
Rudolf: Wir warten auf den Bus.
Franz: Hätte ich nicht gedacht.
Rudolf: Ja ich muss nach Hause fahren. Für das Spiel. Champions League. Wie findet ihr denn das Wetter?
Franz: Ja ich hab‘ ‘nen Pulli an. Obwohl die Sonne scheint. Eigentlich braucht man eine Sonnenbrille. (Er lacht.)
Henri: Ja stimmt, hier ich habe eine.
Franz (zieht sich die Brille an): Geil, danke. (Sieht verwirrt aus.) Was? Willst du mich veräppeln?
Henri: Was denn?
Franz: Du wählst die DV (Volkspartei Deutschlands)? Das sehe ich durch die Sonnenbrille!
Rudolf: Echt jetzt? Henri? Das willst du mit unserer Gesellschaft machen?
Henri: Entspann dich mal…
Rudolf: Die DV bedeutet Steinzeit, Digga. Wie kannst du die wählen? Die wollen doch unsere Grundrechte einschränken! Willst du mit ‘nem Maulkorb rumlaufen? Am besten nur eine Partei wählen dürfen?
Henri: Naja, das Grundgesetz ist Mist.
Rudolf: Was? Was sagst du da? Das Grundgesetz ist das Fundament unserer Gesellschaft. Wie kannst du dagegen stimmen??
Henri: Ja, äh…die meinen, dass das in der Praxis nicht hinhaut mit dem Grundgesetz, also weg damit. Aber wie die das jetzt genau begründen, weiß ich auch nicht mehr. Is‘ halt so!
Rudolf: DV…ich glaubs nicht.
Henri: Ich dachte wir sind Freunde! Bist wohl ein DADler (Demokratische Aufbruch Deutschland). Hab‘ ich mir schon fast denken können. Jetzt wird mir so einiges klar!
Rudolf: Freunde, Digga? Du kannst meinen Namen vergessen.
Ende von Akt 1.
2. Akt: Geburtstagsfeier
Melanie hat all ihre Freunde zu ihrem Geburtstag eingeladen. Alle möchten ihre Brillen aufsetzen, um ein VR-Spiel zu spielen. Eine lebhafte Diskussion entbrennt unter den Freunden.
Franz: Hast du deine Daten angegeben?
Lena: Nein, ist doch nicht wichtig.
Franz: Na klar ist das wichtig. Du musst doch deine Daten angeben! Na, was hast du denn gewählt?
Lena: Die DV.
Franz: Ach du grüne Neune. Ich fasse es nicht…. Melanie, hast du das gehört? Die haben ihre Daten nicht eingegeben und Lena hat die DV gewählt.
Melanie (verärgert): Ich möchte davon nichts wissen, heute ist mein Geburtstag! Wir reden nicht über Politik.
Henri: Joaa! Ich bitte dich.
Melanie (sie schaut ihre Freunde hoffnungsvoll an): Doch, das ist der einzige Tag, an dem man nicht über Politik redet.
Franz: Also mich interessiert das aber…
Melanie (vehement): Nein, nicht an meinem Geburtstag!
Alle einigen sich dann doch darauf, auf die Brillen zu verzichten. Es wird ein lustiger Geburtstag und ausgelassen gefeiert.
Ende von Akt 2.