Die Gleichstellungsgesellschaft

Zeitreise-Bericht der Gruppe 2 am Burgenland-Gymnasium Laucha vom 16. bis 17. September 2021

Deutschland im Jahr 2040

Folgendes Parteiprogramm von 2040 ist den Zeitreisenden in die Hände gefallen:

Wir schreiben das Jahr 2040 in Laucha und feiern den 15. Jahrestag unserer Partei FGSP (Finanzielle Gleichstellungspartei). Seit sie regiert, hat sich alles zum Besseren gewendet. Aufgrund der von uns verfügten finanziellen Gleichstellung aller Menschen in unserem Land wurde das allgemeine Wohlbefinden stark gesteigert, wie dies auch eine aktuelle Studie belegt.

Es gibt deutlich weniger Kriminalität. Seit Einführung des „Gesetzes gegen Arbeitslosigkeit“ hat jeder Bürger einen Beruf. Ein arbeitsfähiger Mensch darf nicht länger als zwei Monate arbeitslos sein. Auch gibt es endlich weniger Neid und Mobbing, da alle annähernd gleich viel (2500–2800 EUR) verdienen und in gleichen Wohnverhältnissen leben. Zudem wurde vor fünf Jahren ein Heilmittel gegen Krebs entdeckt, weshalb die Sterberaten gesunken sind.

Die Politiker unserer Partei unterstützen stets die Bürger, indem sie sie alle drei Monate zu Problemen und Verbesserungsvorschlägen befragen. Alle Kinder und Jugendlichen besuchen die gleiche Schule und tragen Schuluniformen. Jeder Schüler darf ab der 8. Klasse die Fächer wählen, die für die eigenen Zukunftspläne eine wichtige Rolle spielen.

Wir hoffen, dass die Partei FGSP noch lange bestehen bleibt, damit sich jeder Bürger in seinem Zuhause auch weiterhin wohlfühlt.

Aktuelle Informationen zu unserer Partei:

Vorstand: Marie Klitz, Leon Mack, Fritz Dietz

Unsere erfolgreichsten Gesetze im Überblick:

  1. Einkommensgesetz: Jeder Arbeitstätige dieses Landes verdient zwischen 2500 und 2800 EUR.
  1. Hausbaugesetz: Jedes neugebaute Haus muss den gleichen Bauvorgaben entsprechen: 2 Etagen, 1 Garage, 1 kleiner Garten, Wohn- und Nutzfläche insges. 350­–400 m2.
  1. Gesetz gegen Arbeitslosigkeit: Kein Arbeitsfähiger darf länger als zwei Monate arbeitslos sein. Maßnahmen zur Eingliederung in eine zur Person passende Arbeit sind umgehend zu ergreifen.
  1. Gesetz für Schulbildung: Alle Schüler besuchen die gleiche Schule und tragen Schuluniformen. Ab Klasse 8 werden Wahlfächer angeboten.


Eine Szene, die sich im Jahre 2040 zugetragen hat…

1. Akt: Im Gericht

 Handelnde Personen:  

  • Frau Winkler – Angeklagte  
  • Herr Winkler – Angeklagter  
  • Margarete Meyer – Anwältin  
  • Richterin  
  • die Schüler Nele und Ricardo –   
    Schöffen  

Frau und Herr Winkler, zwei hochbetagte Rentner, sitzen gemütlich beim Kaffee in ihrem Häuschen.

Frau Winkler: Du, Schatz, ich schau mal in meine neue Brille, ob wir einen Brief bekommen haben.

Herr Winkler: Na los!

Frau Winkler ruft in ihrer Smart-Brille die neuesten Nachrichten ab. Es ertönt ein Eingangston für eine neue E-Mail. Plötzlich ist sie ganz aus dem Häuschen.

Frau Winkler (panisch): Aaaaa!

Sie sackt von ihrem Sessel, ihr Mann hilft ihr wieder auf.

Herr Winkler (besorgt): Brigitte, was ist denn los?

Frau Winkler (aufgeregt): Schatz, wir haben einen Brief, eine E-Mail vom Richter bekommen. Die sagen, wir müssen vor Gericht erscheinen, weil wir was verbrochen haben.

Herr Winkler (gleichfalls beunruhigt): O nee! (sich wieder fassend) Ruf doch mal unsere Anwältin an, dann gehen wir mit ihr zusammen dorthin!

Frau Winkler: Mach ich sofort!

Am folgenden Tag begeben sich die beiden zum Gericht. Vor dem Gerichtssaal werden sie von ihrer Anwältin Frau Meyer empfangen.

Anwältin: Guten Tag, Frau und Herr Winkler!

Die Winklers: Guten Tag! Ach, wir sind so aufgeregt!

Anwältin: Na dann gehen wir mal rein!

Die drei betreten den Gerichtssaal und nehmen in der ersten Reihe Platz. Als die Richterin erscheint, erheben sich alle von ihren Stühlen.

Richterin: Guten Tag, liebe Anwesende, Angeklagte und Anwälte! Sie dürfen sich bitte setzen! (verliest die Anklageschrift) Familie Winkler wird vorgeworfen, gegen das Hausbaugesetz verstoßen zu haben. Statt zwei Etagen haben Sie bei Ihrem Haus nur eine gebaut. Nun erteile ich Frau Meyer, der Anwältin der Familie, das Wort.

Anwältin: Liebe Frau Richterin, meinen Mandanten wird vorgeworfen, bei ihrem Haus keine zweite Etage gebaut zu haben. Aber ich als Strafverteidigerin sehe es als sinnlos an, diese Etage noch zu bauen, da die Familie nur aus einem 2-Personen-Haushalt besteht und man die eingesparten Baustoffe besser bei einem anderen Familienhaus mit mehr Bewohnern verwenden könnte. Deshalb bitte ich hier eine Ausnahme bei der Auslegung des Hausbaugesetzes zu machen.

Richterin: Was haben die Angeklagten dazu zu sagen?

Angeklagter (flehend): Haben Sie doch bitte ein bisschen Verständnis für uns! Wir wohnen jetzt seit über 80 Jahren in unserem Häuschen. Und in unserem Alter noch einmal so eine Baumaßnahme anzugehen, das übersteigt unsere Kräfte.

Angeklagte (unter Tränen): Mensch, wie sollen wir das bloß alleine schaffen?

Richterin: Gut, vielen Dank für Ihre Erklärungen! Ich berate mich nun mit meinen Schöffen.

Die Richterin zieht sich mit ihren Schöffen, zwei Schülern im Alter von 16 Jahren, zurück. Schon nach kurzer Zeit erscheinen sie wieder im Gerichtssaal.

Richterin: Gut, wir haben ein Urteil gefällt. Bitte erheben Sie sich! Das Urteil lautet: Verhängt wird eine Geldstrafe von 500 Euro und die Auflage, eine zweite Etage zu bauen. Dazu kann eine staatliche Bauförderung beantragt werden. Die Verhandlung ist geschlossen!

Die beiden Angeklagten fangen an zu jammern, raufen sich dann jedoch kurzerhand zusammen.

Angeklagter (stützt seine Frau): Brigitte, wir schaffen das!

Angeklagte (lächelt ihren Mann an): Ja wir schaffen das!

Alle verlassen den Gerichtssaal.


2. Akt: In der Schule

 Handelnde Personen:  

  • Simone von Altenberg –   
    Streberin  
  • Schirin – Problemschülerin  
  • Schulleiterin  
  • Eltern  
  • weitere Gäste  

In einer Gemeinschaftsschule findet die Abiturverleihung statt. Bei feierlicher atonaler Musik überreicht die Schulleiterin die Zeugnisse.

Schulleiterin: Als Nächstes bitte ich Simone von Altenberg und Schirin Chantal Melchert auf die Bühne.

Die anwesenden Eltern geraten in Entzücken und klatschen, während ihre Kinder die Bühne betreten.

Schulleiterin (überreicht Simone das Zeugnis): Simone, herzlichen Glückwunsch! Eine Glanzleistung!

Simone (macht verlegen einen Knicks): Dankeschön!

Schulleiterin (überreicht Schirin etwas zögerlich das Zeugnis): Nun ja, Schirin, wer hätte das gedacht? Aber bestanden ist bestanden. Glückwunsch!

Schirin (bemüht zu lächeln): Na danke!

Nach der Zeugnisverleihung versammeln sich alle Schüler auf der Bühne für ein Gruppenhologrammfoto. Schließlich gesellen sich auch die stolzen Eltern mit dazu, für ein gemeinsames Holofoto. Es herrscht eine ausgelassene Stimmung und alle scheinen glücklich.

Schirins Mutter (zur Tochter): Schirinchen, ohne das Gleichstellungsgesetz hättest du’s wahrscheinlich nicht geschafft!

Schirin: Das glaub ich nicht, Mama. Komm, lass uns feiern!

Es beginnt der informelle Teil des Abends.


3. Akt: In einer Arztpraxis

 Handelnde Personen:  

  • Laura Meyer – Patientin  
  • Sandra Schneider – Patientin  
  • Frau Dr. med. Sommer –   
    Jugendärztin  

Die Freundinnen Laura und Sandra sind heute gemeinsam zu ihrer Jugendärztin gegangen.

Ärztin (ruft aus ihrem Sprechzimmer): Laura Meyer und Sandra Schneider bitte!

Beide Mädchen betreten das Sprechzimmer.

Ärztin (sehr freundlich): Hallo, Sie wollen also Ihre kostenlose Krebsimpfung? Gut! Das wird nicht wehtun, ist ja gar kein richtiger Piks. Bei wem wollen wir denn anfangen?

Laura (ängstlich): Oh, ich mag doch keine Spritzen.

Ärztin (zu Sandra): Na dann mit dir?

Sandra: Kein Problem!

Ärztin (zu Sandra): Den Ärmel hoch bitte! Am besten einfach weggucken und nicht erschrecken!

Sandra verzieht kaum eine Miene. Die Impfung mit dem kontaktlosen Injektor ist tatsächlich völlig schmerzfrei. Laura hingegen ist schon vom Zugucken schlecht geworden.

Ärztin (zu Laura): Wollen wir vorher was zum Betäuben draufmachen?

Laura (erleichtert): Ja, bitte, bitte!

Die Ärztin betäubt Lauras Impfstelle mit einer Art Laserpistole.

Ärztin: Und bitte weggucken! (Sie drückt auf den Injektor.)

Laura: Auaaa!

Ärztin: War doch gar nicht so schlimm, oder?

Laura (noch jammernd): Ja, es geht!

Ärztin: Naja dann! Wir sind jetzt fertig. Bitte viel trinken und in einem halben Jahr wiederkommen, für die Auffrischung!

Sandra und Laura: Alles klar, danke!

Die beiden verlassen beschwingt die Praxis, in der noch zahlreiche Patienten auf ihre Krebsimpfung und andere kostenlose oder geförderte Behandlungen warten.


Lektorat: sb