Demetrias

Zeitreise-Bericht der Klasse 10b am Gymnasium „J. G. Herder“ Merseburg vom 6. bis 7. Juli 2021

Deutschland im Jahr 2040:

In der Stadt Demetrias gibt es zwei Stadtviertel: das Reichenviertel Aurum und das Armenviertel Cuprum. Die Bürgermeisterin Matilda Navas hat ein System eingeführt, durch das alle die gleichen Chancen haben.

Junge Erwachsene erhalten mit 18 Jahren das Startkapital „Pecunia“, mit dem sie ihr eigenes Leben beginnen. Sie erhalten keine weitere finanzielle Unterstützung von ihren Eltern, damit ihr sozialer Status unabhängig von ihrer sozialen Herkunft ist.

Nur durch Arbeit kann man in die höhere Schicht aufsteigen und mehr Freiheiten und Privilegien erhalten. Durch einen Augenscan kann man in bestimmen Bereichen herausfinden, welchen sozialen Stand ein Bürger oder eine Bürgerin hat und welche Vorteile ihm oder ihr zustehen. Alle sind zufrieden, weil sie ihr Schicksal selbst in der Hand haben und reich werden können.

Der Umwelt zuliebe gibt es keine Autos mehr. Im Reichenviertel gibt es einen kostenlosen fliegenden Zug, wohingegen die Armen laufen oder Fahrrad fahren müssen.

Alle haben das gleiche Wahlrecht. Die regierende Partei ZdDF (Zusammenschluss des Deutschen Friedens) ist aufgrund ihrer gerechten Politik sehr beliebt.



Eine Szene, die sich im Jahre 2040 zugetragen hat…

1. Akt: Im Büro der Bürgermeisterin

 Handelnde Personen:  

  • Bürgermeisterin  
  • Sekretär  
  • Frau Krause  
  • Frau Tigris  

Die Bürgermeisterin möchte eine Rede für ein Werbevideo halten.

Bürgermeisterin: Liebe Bürger und Bürgerinnen. Willkommen in unserer schönen Stadt Demetrias. Einer Stadt, in der jeder sein Schicksal selbst in der Hand hat. Wir sind geteilt in zwei Stadtteile: Aurum und Cuprum. Im schönen Aurum fliegen majestätische Vögel neben den fliegenden Zügen her und alles ist friedlich.

Sie macht eine Kunstpause.

Bürgermeisterin: Dann gibt es noch Cuprum. Dort lebt zwar die ärmere Bevölkerung, allerdings ist es trotzdem ein sauberes Viertel mit grünen Wiesen und sauberen Arbeitsplätzen. Mit 18 bekommt in unserer Stadt jeder ein stattliches Startkapital, um sich sein eigenes Leben aufzubauen. Unabhängig von den Eltern. Ich, eure Bürgermeisterin Maria Manar, wurde bereits das dritte Mal in Folge wiedergewählt, was von der Zufriedenheit mit meiner Politik zeugt. Demetrias: Die Stadt, in der jeder glücklich wird. Sollten Sie Fragen und Probleme haben, wenden Sie sich jederzeit an mich.

Die Bürgermeisterin setzt sich hinter ihren Schreibtisch. Der Sekretär kommt herein.

Sekretär: Zwei Damen möchten Sie sprechen, es sei dringend.

Bürgermeisterin: Lass sie herein, ich habe kurz Zeit.

Der Sekretär bringt zwei Frauen herein.

Bürgermeisterin: Was ist denn Ihr Anliegen?

Frau Krause: Ich möchte eine Beschwerde einreichen. (zeigt auf Frau Müller) Ihre Katzi hat meinen Felix gefressen.

Bürgermeisterin: Wie bitte? (zeigt nacheinander auf die beiden Frauen:) Ihre Katze hat Ihre Katze gefressen?

Frau Krause: Aber nein, Katzi ist ein Tiger und Felix war mein Kater.

Frau Tigris: Lächerlich!

Bürgermeisterin: Haben Sie denn Beweise für den Tiermord?

Frau Krause: Leider nein, aber ich habe es ja gesehen!

Bürgermeisterin: In diesem Fall kann ich nichts für Sie tun. Bitte lassen Sie mich nun in Ruhe arbeiten.

Frau Tigris: Ha! So ist es recht!

Sekretär: Bitte hier heraus. (geleitet die beiden wieder aus dem Büro)

Frau Krause schleicht zurück zum Schreibtisch und versucht, der Bürgermeisterin einen Umschlag mit Geldscheinen zu geben. Diese wehrt ab.

Bürgermeisterin: Ich bin nicht korrupt, ich lasse mich nicht bestechen. (wird laut) Und jetzt raus aus meinem Büro! Das wird ein Nachspiel für Sie haben! Das gibt einen Eintrag in Ihren Augenscan!

Frau Krause geht mit hängendem Kopf davon.


2. Akt: Im fliegenden Zug

 Handelnde Personen:  

  • Stacy  
  • Alberto  
  • Amadeus  

Amadeus, Alberta und Stacy steigen in den Zug. Beim Einsteigen scannen sie ihre Augen, der Augenscan verrät dann den Namen, Beruf und den sozialen Status der jeweiligen Person.

Augenscanner: Piep. Amadeus Gramberg. Lokführer. Wohlhabend.

Amadeus setzt sich auf den Fahrersitz.

Augenscanner: Piep. Alberta. Fahrkartenkontrolleurin. Wohlhabend.

Alberta stellt sich in das Abteil.

Augenscanner: Piep. Stacy. Fernsehmoderatorin. Sehr, sehr wohlhabend.

Stacy setzt sich auf einen Sessel.

Amadeus (dreht sich um, sagt an Stacy gewandt): Hallo schöne Frau. Also wenn Sie wollen, können wir uns ja nachher noch im Café treffen.

Stacy (abwehrend): Ach, ich weiß nicht.

Alberta: Die Fahrkarten bitte.

Stacy (durchsucht geschockt ihre Taschen): Tut mir leid, ich habe meine Fahrkarte vergessen.

Alberta: Das geht aber nicht. Das wird teuer.

Amadeus (an Alberta): Ach, lass stecken, lass sie in Ruhe.

Alberta: Aber das ist mein Job.

Amadeus: Ach Alberta, sie hat halt ihre Fahrkarte vergessen. Zweifelst du etwa daran, dass sie eine hat? Der Scanner hat doch gesagt, dass sie „sehr, sehr wohlhabend“ ist. (an Stacy) Es interessiert mich auch, wie Sie das geschafft haben.

Stacy: Also früher habe ich noch im Armenviertel Cuprum gelebt. Aber dann habe ich mich als Moderatorin bei verschiedenen Sendungen beworben. Vielleicht kennen Sie mich ja sogar von der Sendung „Demetrias heute“.

Amadeus: Ahh, ja, das war immer meine Lieblingssendung. Aber um nochmal auf mein Angebot zurückzukommen: In zwei Stunden habe ich Schluss…

Stacy: Na dann, bis nachher.

Stacy zwinkert Amadeus zu und steigt aus.


3. Akt: Auf dem Feld

 Handelnde Personen:  

  • Rudolf  
  • Günther  

Rudolf kommt zum Feld, auf dem Günther gerade ackert. Da Lebensmittel vom Staat bezahlt werden, kann hier jeder kommen und sich Gemüse abholen.

Rudolf: Günther, sag an, was baut ihr gerade so an?

Günther: Momentan Karotten und Kartoffeln, generell das, was gerade Saison hat. Möchtest du was haben?

Rudolf: Ja, pack mir mal was ein bisschen was ein.

Günther: Mach ich. (packt Rudolf die Tasche voll) Hast du eigentlich eine Arbeit gefunden?

Rudolf: Nein, das ist irgendwie nichts mehr geworden. Weil ich ja damals krank geworden bin, nachdem ich mein Startkapital bekommen habe, musste ich alles für Medikamente und die Behandlung ausgeben. Mein Leben geht seither nur bergab. Ich kriege keinen Job mehr. Vielleicht, weil ich manchmal Alkohol trinke. (seufzt) Wie läuft es denn bei dir?

Günther: Also ich habe noch große Träume. In Demetria kann ja jeder alles werden. Obwohl ich hier auf dem Feld kaum Lohn bekomme, möchte ich doch ein bisschen sparen. Für eine bessere Ausbildung, um irgendwann in die reiche Stadt aufzusteigen. Meine Frau und ich träumen schon von einem schönen Penthouse in einem der Hochhäuser, mit Haushaltsrobotern, die sich um den Haushalt kümmern. (schaut träumerisch in die Ferne) Natürlich würden wir auch ein paar Kinder haben wollen. Aber das geht erst, wenn wir ein bisschen reicher sind. Erst dann können wir ihnen ein schönes Leben bieten, bis sie 18 werden und dann für sich selbst sorgen müssen. Also ich würde niemals so aufgeben wie du. Ich würde immer weitermachen.

Rudolf: Ach, mir geht es doch gut. Ich bin auch einigermaßen zufrieden damit, wie ich lebe. Und jetzt ist erstmal Abend, das heißt, Zeit für ein Bier.

Günther: Naja, wenn du meinst.

Günther wendet sich ab und kümmert sich weiter um das Feld. Rudolf geht fort.