Arm und dennoch glücklich

Zeitreise-Berichte der Klasse 9b am Gymnasium „J. G. Herder“ Merseburg vom 6. bis 7. Juli 2021

Deutschland im Jahr 2040:

Die Gesellschaft ist von einer starken Digitalisierung und einer engen Anbindung der Bürger an die Politik geprägt. So gibt es beispielsweise ein digitales Wahlsystem, welches das Auszählen der Stimmen und den Ablauf der Wahl vereinfachen soll.

Es gibt höhere Steuersätze, um die ärmeren Bevölkerungsgruppen durch Staatshilfen zu unterstützen. Die Politik legt besonderen Wert auf die Meinungsfreiheit und eine politische Beteiligung aller. Es wird versucht, mehr Interesse an den Ärmeren zeigen als früher. Dies geschieht durch virtuelle Versammlungen, in denen die Menschen nach ihren Problemen gefragt werden um diese zu lösen. Es herrscht eine größere Nähe zwischen Politik und Bürgern, um dafür zu sorgen, dass das Wohlbefinden der Bürger erhalten bleibt.

Zu guter Letzt wird auch eine generelle Preissenkung für Hilfsbedürftige als ein wichtiger Baustein für die Zufriedenheit aller angesehen. Die Unterschiede in dem, was sich die Menschen leisten können, sind also nicht mehr so groß, auch wenn es große Unterschiede zwischen dem Vermögen der Menschen an sich gibt.



Eine Szene, die sich im Jahre 2040 zugetragen hat…

1. Akt: Auf dem Marktplatz

 Handelnde Personen:  

  • Bürgermeister  
  • Herr Meier  
  • Herr Schultz  
  • Frau Müller  

Eine Fragestunde auf dem Marktplatz. Der Bürgermeister steht Rede und Antwort.

Bürgermeister: Sehr geehrte Damen und Herren. Ich begrüße Sie recht herzlich zu unserer heutigen Versammlung auf dem Marktplatz. Ich habe bereits viele Anfragen von Ihnen bekommen und beantwortet, heute möchte ich Ihnen anbieten, persönlich mit mir in Kontakt zu kommen. Wenn Sie Fragen oder Probleme haben, her damit!

Herr Meier (steht auf): Herr Bürgermeister, ich habe eine Frage. Wie sieht es aus mit der Erhöhung des Mindestlohns?

Bürgermeister: Dazu kann ich leider keine genaue Auskunft geben, ich werde allerdings bei den zuständigen Behörden nachfragen und Ihnen die Antwort zukommen. So können wir die Frage hoffentlich beantworten.

Herr Schultz (steht auf): Ich habe auch eine Frage: Wann geschieht endlich etwas bei der Pflege der Grünflächen um mein Haus? Es sieht schrecklich aus dort, alles verwildert.

Bürgermeister: Natürlich hat die Pflege der öffentlichen Grünflächen eine hohe Priorität. Es tut mir leid, das zu hören. Ich werde mich auf jeden Fall mit dem Grünflächenamt in Kontakt setzen und wir hoffen, dass das Problem bald behoben wird. Ich bitte um Entschuldigung. (blickt in die Runde) Gibt es noch weitere Fragen?

Frau Müller (steht auf): Die Drohnen, die meine Pakete bringen, haben die eigentlich Kameras?

Bürgermeister: Ja, jede Drohne besitzt eine Kamera.

Frau Müller: Ich möchte aber nicht, dass die mich filmen, wie ich im Strandstuhl in meinem Garten liege!

Bürgermeister: Die Drohnen sind nicht dazu konzipiert, Sie in ihrem Garten aufzunehmen. Sie verwenden ihre Kamera lediglich, um die Zustellung der Post zu gewährleisten. Erst, wenn sie nah am Bestimmungsort angelangt ist, verwenden sie die Kamera, um genau zu navigieren und die Empfänger zu identifizieren. Wenn Sie die Tür öffnen, erkennt die Drohne Sie und übergibt Ihnen das Paket. Nur für diesen Vorgang wird die Kamera eingeschaltet. Machen Sie sich da keinen Kopf, Ihre Privatsphäre liegt uns sehr am Herzen.

Frau Müller: Na gut, vielen Dank! (setzt sich wieder)

Bürgermeister: Wenn es dann keine weiteren Fragen gibt, bedanke ich mich und sage: Auf Wiedersehen!

Der Bürgermeister verlässt die Bühne und geht zum Bratwurststand.


2. Akt: Bei der Essensausgabe

 Handelnde Personen:  

  • Herr Schultz  
  • Herr Meier  
  • Küchenkraft  

Die Essensausgabe einer Armenküche. Herr Schultz tritt auf die Küchenkraft zu.

Herr Schultz: Guten Tag, ich hätte gerne das Menü 1: Vegetarisch.

Küchenkraft: Na klar, kein Problem.

Herr Meier betritt den Raum.

Herr Meier: Für mich bitte das Menü 2!

Herr Schultz: Mensch, Herr Meier! Wie geht es denn? Lange nicht gesehen!

Herr Meier: Ja, mir geht es gut, ich verdiene zwar nicht so viel, aber zum Glück kümmert sich der Staat ja gut um uns.

Herr Schultz: Das ist bei mir auch so. Ich bin zufrieden mit dem, was ich habe.

Küchenkraft: Hier, Ihr Essen. (überreicht zwei Tablette)

Herr Schultz und Herr Meier: Vielen Dank!

Herr Meier und Herr Schultz setzen sich und beginnen zu essen.


3. Akt: Auf der Straße

 Handelnde Personen:  

  • Herr König – Reicher  
  • Anne – Arme  
  • Franz – Armer  

Herr Königs Handy klingelt und er geht ran. Dabei fällt ihm die Geldbörse aus der Tasche. Anne sieht das, hebt das Portemonnaie auf und ruft ihm hinterher:

Anne: Entschuldigung, Sie haben – (wird unterbrochen)

Franz (kommt auf Anne zu): Halt den Mund! Das muss er doch nicht wissen. Behalte es einfach.

Anne: Aber das geht doch nicht.

Franz: Er braucht das Geld doch nicht, schau ihn dir an mit seinen Klamotten.

Anne: Aber ich brauche das Geld doch nicht. Und er vermisst bestimmt das Portemonnaie.

Franz: Du bist doch genauso arm wie ich, nimm es dir einfach.

Anne: Ach, mir geht es doch nicht schlecht. Und so tief möchte ich nicht sinken.

Franz: Pff, na dann halt nicht… (geht kopfschüttelnd davon)

Anne (an Herrn König): Bitteschön, das haben Sie verloren. (reicht Herrn König das Portemonnaie)

Herr König: Oh, vielen Dank! (öffnet das Portemonnaie, zieht einen Geldschein hervor) Hier, bitte schön, ein kleiner Finderlohn. Danke nochmals!

Anne: Ach, das ist doch nicht nötig. Ich brauche das nicht, vielen Dank.

Herr König: Doch, das ist nötig! Ich bestehe darauf! Sie haben meinen Tag gerettet, alle wichtigen Dokumente sind hier drin.

Anne: Na gut, vielen Dank! (nimmt das Geld)

Die beiden gehen wieder ihrer Wege und werden sich so schnell sicher nicht wieder begegnen…