Zeitreise-Berichte einer 10. Klasse am CJD Droyßig vom 01. bis 02. September 2020
Deutschland im Jahr 2040: Leben in der VR
Alles in dieser Welt wirkt unecht, die Menschen bewegen sich fast ausschließlich in virtuellen Welten, nichts ist mehr real. Die Kontrolle über all dies hat die Firma Virtual Industries. Virtual Industries kann durch seinen Verkaufsschlager NAA, die neue Nervenanalyseapp, Menschen, Politik und Wirtschaft überwachen und beeinflussen.
Jeder kümmert sich nur noch um sich selbst. Schulunterricht findet über das Internet statt. Freunde trifft man allein in virtuellen Welten. Durch die Digitalisierung und die Allgegenwart von Robotern sanken die Verbraucherpreise enorm und das Leben wurde allgemein günstiger. Der Monopolist Virtual Industries sorgt für ein verhältnismäßig hohes Wohlstandsniveau für alle. Allerdings erfüllt das künstliche Leben immer weniger Menschen.
Die den Alltag bestimmende Virtual Reality wirkt wie eine Droge, von der man nur schwer loskommt. Jeder lebt in seiner eigenen Welt.
Eine Szene, die sich im Jahre 2040 zugetragen hat…
1. Akt: Auf der Straße
Oma Sophie geht spazieren und sieht rings um sich nur Roboter.
Oma Sophie: Ach du meine Güte, gibt es denn keine Menschen mehr? Das ist schon ein bisschen unheimlich, der einzige Mensch auf der Straße zu sein.
Ein Passant, der nur Augen für sein Handy hat, rennt in Oma Sophie rein.
Passant: Passen Sie doch auf! Alte Schachtel.
Er wendet den Blick wieder ab zum Handy und geht weiter.
Oma Sophie (schockiert): Das war ein Mensch? Ein Jugendlicher? Das ist ja unglaublich, und ich dachte, diese Zombies seien Roboter. (schüttelt theatralisch den Kopf)
Roboter 607: Also ICH bin ein Roboter. Und ich finde das auch unglaublich mit diesen unaufmerksamen Menschenkindern. Die rennen immer in einen rein und beschweren sich dann noch.
Oma Sophie (überrascht): Huch, Herr Roboter, verzeihen Sie. Ach, die Jugend von heute. So geht das doch nicht. Wenn sogar die Roboter höflicher sind. Nichts für ungut.
Roboter 607: Schon okay, Sie haben ja Recht. Schönen Tag noch, ich muss zur Arbeit.
Oma Sophie: Auf Wiedersehen!
Kopfschüttelnd geht Oma Sophie weiter ihres Weges.
2. Akt: In der Apotheke
Eine Apothekerin wird von ihrer Freundin in der Apotheke besucht.
Mona: Hallo Lisa, na wie geht’s dir?
Lisa (niedergeschlagen): Ach, ganz okay.
Mona: Es läuft nicht so gut in der Apotheke, oder?
Lisa: Nein, ehrlich gesagt nicht. Und seit geschlagenen fünf Minuten warten wir auf eine Lieferung, die kommt auch nicht. Ach, insgesamt geht das Geschäft den Bach runter.
Ein Kunde, Herr Hoch, kommt herein.
Lisa: Guten Tag!
Herr Hoch: Ich nehme vier.
Lisa: Viere? Das macht 500.
Der Kunde zahlt, bekommt seine Tabletten und geht.
Mona: Woran liegt das?
Lisa: Alles findet ja nur noch online statt, niemand geht mehr in die Stadt zum Einkaufen. Die einzigen Kunden, die wir noch haben, sind die Drogenabhängigen, die ihre Medikamente nur bei uns kaufen können.
Mona: Ach, deswegen weißt du sofort, was mit „vier“ gemeint ist?
Lisa: Genau, eigentlich verkaufen wir nur ein Produkt: Die neue Wunderdroge. (hinter vorgehaltener Hand) Da kommt ja unser Stammkunde.
Herr Druff betritt die Apotheke.
Lisa: Schönen Guten Tag, Herr Druff!
Herr Druff: Moin!
Lisa: Sollen es wie immer zwei sein?
Herr Druff: Jo.
Lisa nimmt eine vorbereitete Tüte und tauscht diese mit dem Stammkunden gegen Geld.
Lisa: Ich weiß wirklich nicht, wie lange ich mich noch halten kann.
Mona und Lisa unterhalten sich und überlegen, was sie tun können, um der Apotheke zu helfen.
3. Akt: Im Konferenzraum von Virtual Industries
Im Konferenzraum von Virtual Industries eröffnet Herr Serkalo, der Geschäftsführer, die Sitzung.
Herr Serkalo: Guten Tag, liebe Kolleginnen und Kollegen. Ich bitte wie immer um die ungeschminkte Wahrheit: wie läuft das Geschäft bei Virtual Industries?
Herr Minion: Unser Monopol in allen Bereichen steht zwar, und die Menschen sind süchtig nach unseren Produkten, die Verkaufszahlen stagnieren aber. Wir sehen kaum noch Potenzial für Wachstum.
Herr Serkalo: Das heißt, wir brauchen einen neuen Plan. Haben Sie Ideen für gewinnbringende Innovationen?
Herr Minion: Ich denke, wir sollten nur das Design unserer Produkte ändern. Mit einer neuen Werbekampagne verkauft sich das wie warme Semmeln! Da bin ich mir sicher. Ich habe schon ein paar Ideen für virtuelle Kampagnen.
Frau Innova: Ich denke ja, wir sollten ein komplett neues Produkt entwickeln.
Herr Serkalo: Und an was haben Sie da gedacht?
Frau Innova: Ein selbstfahrendes Auto mit Schlafkapseln, in verrückten Farben und limited edition! Mit gleichzeitigem Erscheinen in echt und virtuell!
Herr Serkalo: Eine gute Idee! So binden wir noch mehr Leute an uns.
Herr Minion: Ja, zusammen mit meiner neuen Werbekampagne starten wir richtig durch.
Herr Serkalo: Also, das läuft ja alles ganz gut. Niemand da draußen muckt auf. Da bleiben wir erstmal beim Bewährten. Und mit dieser neuen Innovation können wir unsere Zahlen bestimmt auch wieder verbessern. Vielen Dank, das Meeting ist damit beendet.
Herr Minion und Frau Innova beraten noch aufgeregt über ihre neues gemeinsames Projekt, während Herr Serkalo zufrieden zum Mittagessen geht.