Die PdRD – Leere Versprechungen

Zeitreise-Berichte einer 10. Klasse des Fallstein-Gymnasiums in Osterwieck vom 23. bis 24. Januar 2020

Deutschland im Jahre 2040: Die PdRD – die neue Einheitspartei

Die Partei PdRD (Partei der Revolutionäre Deutschlands) schaffte es innerhalb kürzester Zeit nach ihrer Gründung, die Regierung zu stellen und veränderte bald die Struktur der deutschen Gesellschaft.

Die PdRD warb vor ihrer Wahl mit vielversprechenden Dingen. Sie versprach, die vielkritisierten Probleme der Gesellschaft auf radikale Art und Weise zu lösen. Das Hauptziel sollte die Gleichstellung aller Menschen sein. Die Schere zwischen Arm und Reich sollte endlich geschlossen werden. Durch die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen sollte die Arbeitslosenrate radikal gesenkt werden.

Es sollte neben einem höheren Mindestlohn auch ein Maximalverdienst eingeführt werden. Durch hohe Steuersätze für Vielverdienende und Steuervorteile für die meisten anderen Menschen sollte eine Zusammenführung aller Schichten erreicht werden. Der maximale Unterschied im Jahresverdienst sollte weniger als 12.000 € betragen. Somit warb die PdRD für eine Gesellschaft ohne große Unterschiede zwischen den Menschen, die in Eintracht zusammenleben könnten.

Die Realität heute, im Jahre 2040, gleicht jedoch nicht ansatzweise den Versprechungen.
Nach dem Wahlsieg begann die PdRD, alles auf ein Einparteiensystem umzustellen. Nachdem sie den Bundeskanzler und den Bundespräsidenten stellte, begann sie, systematisch Abgeordnete anderer Parteien aus dem Parlament zu werfen. Schließlich wurde der Bundestag abgeschafft und die Partei beschloss alles nur noch intern.

Die Arbeitslosigkeit sank zwar auf beinahe null Prozent, wurde und wird dies seitdem mit Zwangsmaßnahmen durchgesetzt. Wer sich weigert zu arbeiten oder durch ungewollte Äußerungen auffällt, dem drohen verpflichtende 10 Cent-Jobs. Wer arbeitet, wird – man kann es nicht anders sagen – ausgebeutet. Der Minimallohn reicht kaum zum Leben und die Steuereinnahmen kommen zu großen Teilen nur der Parteielite zugute.

Exekutive, Legislative und Judikative befinden sich unter der Kontrolle der PdRD und dienen dem Machterhalt der neuen Einheitspartei.



Eine Szene, die sich im Jahre 2040 zugetragen hat…

1. Akt: Auf dem Arbeitsamt

 Handelnde Personen:  

  • Sachbearbeiterin  
  • Katharina Steinmeyer  
  • Polizist  
  • Festgenommene Person  

Katharina sitzt auf dem Arbeitsamt und wird endlich aufgerufen.

Sachbearbeiterin: Die Nächste, bitte.

Auf dem Weg zur Sachbearbeiterin kommt Katharina an einer Frau vorbei, der von einem Polizisten Handschellen angelegt werden. Die Frau ist außer sich und wehrt sich heftig.

Katharina (etwas irritiert, aber entschlossen, ihr Anliegen vorzutragen): Hallo, ich würde gerne melden, dass ich arbeitslos bin.

Sachbearbeiterin: Ihr Name?

Katharina: Katharina Steinmeyer.

Sachbearbeiterin: Wir wurden über Ihre Arbeitslosigkeit bereits informiert. Bitte füllen Sie diesen Antrag aus. (reicht ein Formular über den Tisch) Dann können Sie morgen bei Ihrer neuen Stelle anfangen.

Katharina: Okay, mache ich. (nach einem Blick auf die festgenommene Person und den Polizisten) Was ist denn mit der da los?

Sachbearbeiterin (abfällig): Diese Frau hat sich geweigert zu arbeiten. Sie wird jetzt die Konsequenzen ihres asozialen Verhaltens zu spüren bekommen. (zu Katharina) Vielen Dank und auf Wiedersehen.

Der Polizist führt die Arbeitsverweigerin ab. Katharina steht auf.

Mitarbeiterin: Die Nächste, bitte!

Katharina verlässt das Arbeitsamt und ist froh, dass sie so schnell einen neuen Arbeitsplatz bekommen hat. Wer weiß, was ihr sonst passiert wäre…


2. Akt: Im Café

 Handelnde Personen:  

  • Hubert  
  • Dora  
  • Kellnerin  
  • Nachrichtensprecherin  

Hubert betritt das Café und setzt sich zu seiner Freundin Dora.

Dora: Ich habe mir schon Tee bestellt, was willst du denn?

Hubert (zur Kellnerin): Auch einen Tee, bitte. (sein Handy biept) Oh, eine neue Nachricht. Entschuldige bitte, das muss ich mir mal kurz anschauen. (nach einem Blick auf das Display) Oh, eine Eilmeldung, es gibt Neues von der Bundesregierung! Komm, das schauen wir uns an! (startet auf seinem Handy ein Video)

Sprecherin: Am Abend des 23.01.2040 wurde ein neues Sicherheitsgesetz mit dem Namen „Mehr Sicherheit für mehr Freiheit“ zum Schutze jedes Bürgers beschlossen. Es tritt ab heute in Kraft. Die Neuerungen beinhalten unter anderem starke zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen. Wie diese ausfallen, ist bisher nicht bekannt.

Dora: Dürfen die das überhaupt?

Hubert: Anscheinend schon. Ich meine, die sind ja die einzige Partei in der Regierung.

Dora: Seit die an der Macht sind, hat sich eh alles geändert. Und nicht unbedingt zum Guten!

Kellnerin (laut): Hier, Ihre Getränke. (leise) Sagen Sie so etwas nicht zu laut, hier wird alles abgehört.

Dora und Hubert schauen sich unsicher an, trinken ihren Tee und schweigen.


3. Akt: Im Restaurant

 Handelnde Personen:  

  • Robert  
  • Bibo  
  • Dora
  • Julia

Vier Freunde sitzen zusammen im Restaurant und tauschen Neuigkeiten aus.

Dora (stolz): Ich habe heute meinen Monatslohn bekommen. Jetzt kann ich mir neue Schuhe holen.

Robert: Wie viel hast du denn bekommen?

Bibo: Das ist uns doch allen klar, wir bekommen eh alle das Gleiche.

Julia: Also, damals war das noch anders. Damals, bevor die Partei vor zehn Jahren an die Macht gekommen ist.

Robert: Mein Vater erzählt auch immer gerne davon, wie er bei der Wahl immer eine echte Auswahl hatte. Da war alles noch besser, damals, 2020.

Bibo: Es macht ja jetzt keinen Unterschied mehr, wie viel du arbeitest. Und wie sehr du dich dabei anstrengst.

Dora (trotzig): Naja, es ist ja nicht alles schlecht heute.

Robert (aufgebracht): Aber es ist auch nicht alles gut.

Julia (versucht zu schlichten): Die PdRD hat halt alles verändert. Darauf können wir uns wohl einigen.

Die Freunde nicken zustimmend und versuchen den restlichen Abend, das Thema Politik zu vermeiden.